Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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als reiße man meine Seele aus meinem Leibe, es war zu fux<htbar. Als ih zum Schloß zurückkam, ging ih ſogleich zum König, der in einem Zuſtand von unbeſchreiblichem Jammer war; es war mehr als erſchütternd ihn zu ſehen. Ex fuhr mit ſeinen beiden älteſten Söhnen nah Potsdam zurü>, ih blieb mit den kleineren Kindern hiex.

1, Januar 1811.

Dex Allmächtige hat gewollt, daß ih auh dies Jahr noch exleben ſollte, nunmehr 81 Jahre alt und nahe dem zweiundachtzigſten.

7, Januar.

Alle Morgen gehe ih ein wenig hinauf zum König; Mittags ißt er mit uns, Nachmittags kommt ex zu mix und bleibt zum Thee und den Abend hindux< bis nah dem Souper bei mix. Dex Graf Hen>el lieſt dann gewöhnlich

vor; jeht lieſt er Anekdoten aus der ruſſiſchen Geſchichte, S, die intereſſant ſind. 15. Fanuar.

Abends wurde wie immer vorgeleſen; Henel lieſt jeht das Leben des Prinzen Eugen von Savoyen vor, das ſehr gut geſchrieben iſt.

21, Januar.

Jeder Tag gleicht dem anderen; früh gehe ih zum König hinauf, nah Tiſche kommt ex in meine Zimmer und bleibt den Abend; es wird immer vorgeleſen, und das iſt angenehm und eine Erleichterung.

29, Januar.

Heute zum erſten Male ging dex König auf einen Augenblick in die Oper; man gab die Veſtalin; dann ſoupirte ex bei mir.

Am Preußiſchen Hofe. 2. Aufl. 25