Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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21. Februar.

Der König kommt noh immer wie bishex jeden Nachmittag und bleibt zum Thee in meinem Zimmer; die älteren der Königlichen Kinder ſind auh immer da; es wird vorgeleſen, bis zum Souper; jeht lieſt Henel die Geſchichte des großen Kuxfürſten von Erman, es iſ ein Manuſcript, was ſchwer zu leſen iſ, aber es iſ ret gut.

283. Februar.

Geburtstag der lieben Prinzeſſin Alexandrine. ThE zu Ehren war ein kleines Déjeuner in ihren Zimmern; der König wax au da, und ih ging hinüber, abex ih weinte ſo ſchre>lih, daß ih weggehen mußte. Zu Tiſche aßen alle Königlichen Kinder mit, außer den kranken, dann tranken ſie Alle bei mix Thee. Die Prinzeſſin von Oranien gab einen fleinen Ball, auch dex König und Prinzeſſin Chaxlotte gingen auf eine Stunde hin und kamen dann zum

Souper wieder zu mir. 10, März.

Der König ging zur Kirche, wo Ribbe> eine ſehr ſ<höne Predigt hielt. Welch? glückſeliger Tag war dies einſtmals und jeht wel<? unglü>ſeliger Tag. — Dex König blieb den ganzen Tag allein, aß in ſeinen Zimmern und kam nux den Abend allein zu mir; ſonſt ſah ih Niemand.

11. März.

Mein trauriger Geburtstag, den ich doh noh einmal erlebe nah ſo viel Gram! —

19, März.

Der König hatte in meinem Zimmer eine Conferenz mit Fürſt Wittgenſtein und Herrn von Buch. Der ver-= ewigte Prinz Ferdinand iſ von Saalfeld nah Bellevue gebracht worden und ſollte in aller Stille im Dom beigeſeßt