Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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nah Plauen, die Brüder des Königs nah Baireuth. Dieſer Hof iſt niht mein Liebling, ih kann ihn nicht bewundern. 3, März.

Die Franzoſen maxſchirten heute denn endli<h und wirklich ab! — Dex Vice- König von Neapel ließ aus Charlottenburg dem Prinzen Heinrih zum Abſchied einige Höflichkeiten ſagen und dieſer ſchi>te den Grafen Brühl zu ihm, um dieſelben zu erwiedern, und dann ſ{<loß ſih der Vice-König den abrückenden Truppen an.

4. März.

Heute zogen die Koſaken und einige andere CavallerieRegimenter in die Stadt ein, das Volk war wie toll vor Subel und empfing ſie mit einem nie enden wollenden Freudengeſchrei! — Es wax mit einem Male auh jede Spux von dem abziehenden franzöſiſchen Militär verſhwunden und ſo entſtand niht der geringſte Zuſammenſtoß und Alles ging in größter Ruhe und Ordnung vor ſih. Nur cinige Nachzügler und Marodeuxe, die fih noh in der Stadt herumtrieben, wurden von den Ruſſen aufgegriffen. Es war Ende März des vorigen Jahres, als die Franzoſen einzogen und faſt ein Jahr lang ſind ſie hier geweſen; Gott gebe, daß ſie nie wiederkehren! —

Fürſt Repnin und Muſſin- Puſchkin kamen ſchon früh Morgens zu mir, wie ih eben aufſtand, und ih hatte eine große Freude, ſie wieder zu ſehen. Dann ſchrieb ih dem König; es war ein arges Hin- und Herlaufen bei mix, Alles fam und ging; ein ganzes Regiment Ruſſen bivouakirte vox meinen Fenſtern und ſoll morgen früh weiter zur Verfolgung des Feindes. Abends brannten die Vorſtädte von Spandau ab, weil die Franzoſen die Feſtung halten wollten, obgleich