Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 406 283. November. Dieſe ganze Zeit über war ih elend, aber heute mußte es ſein und ſo ließ ih mi<h in einex Porte-Chaise auf’s Schloß tragen, um dem König, dex Königin und der Prin-= zeſſin von Sachſen meine Aufwartung zu machen. Dex König ſieht ſehr beſchränkt aus, die Königin ſcheint eine un-= gemein gute Frau zu fein, die Prinzeſſin iſ re<t liebens= würdig und alle Dreie ſehr höflich.

1. Januar 1814.

So hat es dem lieben Gott gefallen, mih auh noh dieſen Tag erleben zu laſſen, troÿ allex Körperleiden, die mix dieſes Jahr neben ſo viel Kummex und ſo viel Angſt und Unruhe gebracht hat. Aber die ewige Gnade hält mein Herz aufre<ht und getroſt, und mein größtes Glück iſt der theuxe König und die gute Tochter, die mix geblieben iſt! —

Die ganze Stadt kam heute früh zu mix, zuleßt auh die ganze Geiſtlichkeit und die Prinzeß Radziwill. Endlich ſollen die geliebten Königlichen Kinder au<h am 6. wieder hierher zurükehren.

6. Januar.

Heute ganz früh fam ſhon Prinz Carl an und Abends famen die Prinzeſſinnen mit den Damen. Große Freude! Prinzeß Charlotte iſt ſehr gewachſen, die Andern ein bischen, die Kleinſten ſind reizend.

7. Januar.

Jh gab den Königlichen Kindern ein Feſt mit dem Dreikönigskuchen als Bohnenfeſt und gab Allen kleine Ge= ſchenke. Sie waren ſehr vergnügt, doh ſollen ſie in Zukunft niht jeden Abend bei mix ſoupivren wie ſonſt.