Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Lehwald und der General Seydliß thäten Wunder von Tapferkeit und drängten die “Feinde no< immer wieder zurü>. Abends war ih bei dex Prinzeſſin; die Nachrichten ſind dieſelben; man ſpricht von nihts Anderem.

6, October.

J<h hatte am Morgen die Spieltiſche für die Aſſemblée in Ordnung gebracht, die heute bei uns ſtattfinden ſoll, um vier Uhr kamen- die Leute nah und nah an und es wurde ſehx voll. Jh habe nur einen Moment ſelbſt geſpielt, dann gab i< meine Karten Frau von Wakeniß und ging mi anziehen, und als die Geſellſchaft fort wax, fuhr ih raſh an Hof, wo ih mit der Schönheit, dem jungen Prinzen von Preußen, und Kraut zuſammen Theater ſpielte. Beim Souper ſaß ih neben dem Prinzen; man ſprah nux von dem geliebten Berlin, eben wax die Nachricht gekommen, daß die Ruſſen es wieder verlaſſen hätten und Alles war ganz toll vor Freude über dieſe unerwartete Rettung! —

7, October.

Wie an jedem Morgen las i<h um aht Uhr meine Gebete, trank Thee, beſuchte meine guten Kinder, las die Zeitungen und \{<rieb an meine Mutter. Dann ließ ih mich f\riſiren und fuhr mit meinem Mann ſpazieren, zog mich darauf an und empfing die Menſchen, die zum Eſſen famen, die Maxrſchallin S<hmettau, die Koſt, die Wakeniß, Bach und Thulmeiex, den Prinz von Naſſau und Nugent. Nach Tiſche ging ih zur Prinzeſſin und dann zux Prinzeſſin von Preußen, wo die Königin war, die mit dem Grafen von dex Mark*), Graf Finkenſtein und General Golßz

#*) Die Grafen von der Mark, eine alte Familie, die bald darauf