Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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: 12. April. Wix waren im Kloſter, um die Einkleidung zweier Nonnen zu ſehen, welche den Schleiex nahmen. Es war ein ſehr rührendex Anbli>, und die armen Mädchen thaten mir furchtbar leid. 15. April. Dex Graf Finkenſtein iſ geſtern mit dem ganzen Kabinet abgereiſt, um ſich zum Könige nah Leipzig zu begeben, und man hofft und ſ<hließt daraus, daß vielleiht ſhon Friedensunterhandlungen im Werke ſind; auh ſagt man, es ſolle ein Kongreß in Augsburg ſtattfinden, um einen allgemeinen Europäiſchen Frieden zu ſchließen. Ach Gott, welch? ein Glüd! 20. April. Solms und Heß kamen an und kamen zu mir; ſpäter auch Spérandieu, der Kammerdiener des verewigten Prinzen von Preußen. Ach, wie ſ{hmerzlih und herzzerreißend erinnerte ex mi an jene fernen, längſt vergangenen und doh ſo unvergeßlichen Zeiten! — Abends waren twix bei der Prinzeſſin Amalie, die immer die tollſten Jdeen hat. Sie will, daß die Herren bei dem nächſten Feſt, das ſie giebt, als Damen gekleidet exſcheinen und hat dieſe thörichte Maskerade auf den kommenden Mittwoch angeſeßt. 21. April. Jh machte einen langen Spaziergang mit der Divina; fie ſlug mix vor, mit ihr nah Helmſtädt zu fahren und ih war entzü>t von dieſem hübſchen Plan; dann ſprachen wix über die ſchwierigen Charaktere der Königin und der Prinzeſſin Amalie. Abends ging ih zur Prinzeſſin von Braunſchweig.