Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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Der Tag des 21, und eben ſo auch die Nacht verging unter gegenſeitigem Feuern. Die Jtaliener haben viele unſerer Leute mit Schießbaumwolle getödtet. Venedig und Padua waren im Aufruhrez; die piemonteſiſche Armee näherte ſich der Grenze.

Aller Hilfsmittel entblößt, ohne jede Operationsbaſis da ſtehend, blieb dem Marſchall Radetzky nichts übrig, als ſi< zurü> zn ziehen. Der Nückzug ward auch in der Nacht vom 22. auf den 23. März vollführt, nachdem am Tage des 22. die Stadt Mailand lebhaft beſchoſſen wurde. Vorerſt ward das vordere Kaſtellthor verrammelt, die auf den Zinnen dieſes Junotempels befindlichen Geſchüßze vernagelt, und eine Menge Munition in den Kanal verſenkt.

Das Bataillon war genöthiget, einige {wer Verwundete im Kaſtelle ihrem Schickſale zu überlaſſen, da ſie nicht transportabel waren. Jn der Rochetta bewachte ein Zug vom Bataillon viele politiſhe Gefangene, derſelbe mußte um neun Uhr Abends in größter Stille das Kaſtell räumen, und ſi< an das Bataillon anſchließen. '

Schon gegen aht Uhr Abends hatten ſi< die meiſten Truppen auf der Piaca delle Armi aufgeſtellt, und der Abmarſch erfolgte um die neunte Stunde. ;

Die Italiener, in Kenntuiß geſezt von dem zu unternehmenden Rükzuge der Truppen, verſtärkten nach Möglichkeit die Vorſtädte, welche die Armee durchziehen mußte.

Von den Dächern, aus den Häuſern und Kellern ward gegen die marſchirende Truppe ein heftiges Feuer unterhalten. Infanterie und Jäger mußten ſi< re<ts und linfs an die Häuſer und in die hier und da befindlichen Straſſengräben werfen, Und gegen die Fenſter ein Kreuzfeuer unterhalten, um o der Kavallerie und Artillerie den Durchmarſch zu erleichtern. Geſchütze fuhren auf die Vereinigungspunkte der Gaſſen auf, und ſchleuderten Granaten in dieſelben. Über, viele Häuſerreihen ergoß ſi<h ein Feuermeer. Der Donner der Geſchüße, das anhaltende Glo>engeläute, und der all= ſeitige Lärm ÜüÜbertäubten das Gepraſſel des Klein -Gewehrfeuers. Einzelne Häuſer, theils bereits abgebrannt, theils no< glimmend oder rauchend, gefährdeten die vorbeiztehenden Truppen und ſtürzten dur< Erſchütterungen ein. Der Himmel hatte ſi<h mit Wolken bede>t, und dur< einzelne Straſſen mußte im Finſtern marſchirt werden; hier ſtieß der Fuß des Marſchirenden an eine Leiche, dort winſelte ein ſ{hwer Verwundeter. Bei Porta Orientale waren ungeheure Feuer von {önen Kaleſchen, Diligenzwägen und anderen hölzernen Geräthſchaflen gemacht. So gelang es der Armee, gegen eilf Uhr