Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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und ein 8zölliger Mörſer. Jm Alt-Salvi ein 8zölliger Mörſer, eine 6zöllige lange Haubige, eine 6zöllige kurze Haubiße, zwei eiſerne 12Pfünder und drei franzöſiſche 4Pfünder. Jm Neu-Salvi drei 12Pfünder, vier 6Pfünder und zwei Haubigzen. i In allem daher 70 Geſchüge. ; Schon um 5 Uhr früh brachten die Piemonteſen von Cavalcaselle Fleiſch, Brod, Reis und Wein für unſere Truppe, was auch gleich vertheilt wurde. Um 6 Uhr kam zur Übernahme des Spitals ein feindlicher Oberarzt mit zwei Gehilfen.

Gegen 10 Uhr Vormittags rü>ten drei Bataillone des obgeſagten 13ten Regiments Pignerol1, und das parmaſaniſche Milizkorps mit klingendem Spiele bei no< rauchenden Trümmern, an der Spige der Herzog Ferdinand von Savoyen in die Feſtung ein, worauf die Beſezung derſelben und der beiden Vorwerke Salvi erfolgte.

Um die Mittags ſtunde geſchah der Abzug unſerer Truppen mit vollen Waffen und Bagage. Die Defilirung war ‘auf dem Rocco-Plagze. Es war ein düſterer, ¡regneriſher Tag. Der Herzog von Savoyen hielt mit ſeinem ganzen, von Gold und Silber ſtrozenden General-Stabe mit der Front gegen das Thor des Kaſtells, hinter ihm war das Regiment Pignerol1l aufgeſtellt, dieſem gegenüber der Feſtungs - Kommandant Feldmarſchall-Lieutenant Baron Rath, tiefen Kummer im Antlißze. Die piemonteſiſ<hen Muſik-Banden ſ{hlugen ein; Oberlieutenant Szaladin führte die Avantgarde mit 18 Radetzky-Hu=ſaren. Der einzige Trompeter blies ein, und der Offizier ſalutirte dem Feld= marſchall-Lieutenant, ohne na< den Piemonteſen zu bli>en. Dasſelbe that auh Major von Ettingshausen an der Spige ſeines wahrhaft {önen OtoTaner Bataillons, welches mit ernſten, düſtern Mienen und gemeſſenen Schrittes die kfaiſerlih-öſterreichiſhe Fahne hoch flatternd und ſelbſt in der Demüthigung ſtolz den Doppelaar entfaltend vor dem alten, tapferen Generale und vor dem Feinde, der indeſſen das Gewehr präſentirte, vorüber defilirte. .

Der Major beugte ſi< mit gezogenem Säbel tief herab gegen den Feldmarſchall-Lieutenant Baron Rath, ſalutirte und rief: „Vergeſſen mih Euer Exzellenz niht!“ und eine männliche Thräne rollte über ſeine Wange. Nach dem Bataillon paſſirte auch die Feld-Artillerie. Der Herzog nahm bei der Annäherung unſerer Fahne ſeinen Hut tief herab.

Auf dem Glacis über das Brescianer Thor waren drei Bataillons Infanterie, Grenadiere und Jäger, dann -eine Abtheilung Uhlanen piemonteſiſcher Seits aufgeſtellt. Eine Abtheilung freiwilliger Reiterei ſtand auch da, und eine Amazone mit Piſtolen im Gürtel und mit Dolch hielt vor derſelben.