Rechte und Obliegenheiten der Regenten und Unterthanen in Beziehung auf Staat und Religion : eine Folge des Systems der moralischen Religion

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wurde. “Und diß halte ih für Unrecht, Denn es Fommt , meiner Einſicht nach, darauf nicht an, wie der Zuſtand des Herzens im Moment der Handlung beſchaffen war, Wenigſtens lehrt die Erfahrung ſ0viel , daß zuweilen die beſten Seelen auf cine Zeitlang in die allerhäßlichſte Verſtimmung verſezt werden kônnen. Hat uns uicht der edle Nonova ein Beyſpiel davon gegeben „ da er den bekannten This? le hinrichten ließ, der ihn durch eine Satyxe ſo ers bittert hatte, daß alle Vorſtellungen ſeiner Freunde nicht vermögend waren, die ſchäumende Rachſucht. und den unmenſchlichen Durſt nach dem Blut ſeines. Veleidigers zu mildern, welche ſein Herz damals entſtellten , und deren Ausbruh er hernach mit ſs viel Thränen bereuet hat? Wenn ich alſo die Quelle einer That richtig beurtheilen ſoll, fo darf ich: nicht auf den Augenbli> des Handelns ſehen, (weil: die edelſten Seelen in einzelnen Zeitpunkten zu Geſinnungen hinabſinfen fónnen , welche den: größten Abs ſcheu verdienen ,) denn damit würde ich nicht ein Urtheil úber den Menſchen „ ſondern über cinen vorúbergehenden Zuſtand ſeines Herzens erhalten. Ich muß vielmehr den ganzen moraliſchen Menſchen das bey in Obacht nehmen und zu erforſchen ſuchen, wie groß die ganze Maſſe ſeiner bóſen Grundſäze, Neigungen und Geſinnungen war, in welchex die That. erzeugt wurde, und zur Reife gedieh.

— ME Und