Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

Id Sadismus, Masochismus in Kultur u. Erziehung.

Streiche und Einfälle bis auf Pyromanie inkl., daß er schon einige Male das Elternhaus durch Flucht zu verlassen versucht hätte, um einer körperlichen Strafe zu entgehen, so war ich mehrere Wochen voller Erwartung, was da kommen werde; jedoch vergebens. Außer Zuvorkommenheit, ja Artigkeit und dabei natürlicher Heiterkeit konnte ich nichts bemerken. Da, eines Tages entfiel ihm die Bemerkung, ich sei doch ganz anders, als sein früherer Erzieher; warum ich denn nicht ebenso streng wäre?! Auf meine Behauptung, daß sein Betragen ja keiner außerordentlichen Strenge bedürfe, fragte mich mein Schüler, was ich tun würde, wenn sich sein Betragen ändern würde, ob ich ihn wohl körperlich bestrafen würde. Ich tat damals den großen pädagogischen Fehltritt, indem ich antwortete: „Ich hoffe, daß du mich nie dazu zwingen wirst, aber ausgeschlossen wäre es ja nicht.“ Von dieser Stunde an tat nun mein Schüler alles, um mich herauszufordern. Als ich dessen mit Schrecken gewahr wurde, fragte ich ihn, ob er sich denn wirklich freiwillig von mir strafen lassen würde. „Freilich werde ich mich wehren,‘ war die prompte Antwort. Ich glaubte damals einen Ausweg gefunden zu haben, indem ich erklärte, daß es doch unmöglich anginge, daß Schüler und Lehrer in ein Handgemenge eintreten. Am anderen Tage, nach einer schlecht präparierten Lektion, kommt mein Junge mit einigen frischgeschnittenen Ruten und herabgelassenen Hosen zu mir mit der Bitte, ich soll ihn doch streng abstrafen, da dies das einzige Mittel zu seiner Besserung sei. — Nun war das Maß voll. — Meine Bewegung bemeisternd, zeichnete ich in scharfen Worten, welche jedoch seiner Psyche angepaßt waren, das Erniedrigende seiner Handlungsweise, appellierte mit aller Kraft an seinen Knabenstolz und, da ich sexuelle Erregung bemerkt hatte, erklärte ich ihm in einer für sein Alter angemessenen Sprache, daß es mir ganz genau bekannt wäre, wozu er sich dieser Strafe unterziehen will, daß ich aber einen Jungen, welcher sich hauen läßt, verachten muß, und daß es recht häßlich sei, seine Person zu niedrigen Zwecken jemand freizugeben. — Da der Junge mich sehr gerne hatte und in mir ein Vorbild sah, folgte dem ersten Staunen ein tiefes Schamgefühl, und er war dem Weinen nahe. — Vom nächsten Tage an begann er