Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung
„Tausend Pfade gibt es, die noch nie gegangen sind; tansende Gesundheiten und verborgene Eilande des Lebens. Unerschöpft und unentdeckt ist immer noch Mensch und Menschen-Erde. — In die Höhe will es sich bauen mit Pfeilern und Stufen, das Leben selber; in weite Fernen will es blicken und hinaus nach seligen Schönheiten. — Ich wandle unter Menschen als den Bruchstücken der Zukunft: jener Zukunft, die ich schaue. — Euer Kinder-Land sollt ihr lieben, das unentdeckte im fernsten Meere! Nach ihm heiße ich eure Segel suchen und suchen! O! welche vielen Meere rings um mich, welche dämmernden Menschen-Zukünfte! Wie Vieles ist noch möglich! — Des Menschen Fernstes, Tiefstes, SternenHöchstes — seine „ungeheure Kraft!“
Diese herrlichen Ziele weist uns Nietzsche als zu erstrebendes Ideal. Aber von diesem „Fernsten, Tiefsten, SternenHöchsten‘“ entfernen wir uns in unserer heutigen Kultur und ihrer Moral im schnellsten Tempo. — Wie wir es nachweisen wollen, macht unsere Kultur den Menschen kleiner, nicht größer, schwächer, nicht mächtiger. Unsere Moral mit ihren einerseits asketischen, andrerseits ultra-egoistischen Idealen ist eine Moral der Niedergangwerte, nicht der zur Kraft Aufsteigenden. Vor allem sehen wir das an der progressiv zunehmenden ph y sischenundpsychischen Degeneration unserer Jugend. Erstere konstatieren wir am immer steigenden Prozentsatz der Untauglichkeit bei der Rekrutenaushebung in fast allen Ländern unserer Zivilisation; dieselbe wird, wie schon zur Genüge bekannt ist, durch schlechte Geistes- und Körperhygiene bedingt. Wer sich eingehender dafür interessiert braucht nur die Spezialwerke der Doktoren Eulenburg, Blaschko, Loeb (Mannheim), Forel, Rohleder, Meirowsky, Gordon (RuBland) u. a. m. zu lesen. Wir können mit Aug. Forel sagen: ‚Welche Trümmer menschlicher Kultur, welche Summe von Elend und Entwertung unserer Rasse verbirgt sich nicht hinter