Vorlesungen über eine künstige Theorie des Opfers oder des Kultus : zugleich als Einleitung und Einladung zu einer neuen mit Erläuterungen versehenen Ausgabe der bedeutendsten Schriften von Jacob Böhm und S. Martin

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die Freiheit *) eines an die Simde bereits gebundenen und ihr verfalfnen Menfchen eben nur durd) eine folche Affiftenz eines abjolut Sindefreien und darım allein von ihr befreienben Welens denkbar ift. **) Hieraus folgt num aber ferner, daß in der Hierarchie. der Wefen im Normalverhalten derfel-

*) Hier nämlich die Freiheit der Wahl, welche indeg nur als vermittelnd zur Gewinnung jener Freiheit betrachtet werden muß, welche keine Wahl mehr nöthig mad;: und über der Wahlfreiheit fteht, oder zum DBerluft aud) der legtern, d. i. zum Fall unter felbe, Wenn nämlid, in obigem Beifpiele a fi für b entfehieden, und alfo die Eoordination von b und c in fich aufgehoben hat (des Guten und Bofen), fo braucht es num nicht mehr zwifchen b und c zu mwählen. Hat fi aber a neuerdings für c gegen b entjchieden, fo weicht Tegtres aus der Coordination und a Eanıı num nicht mehr wählen, Aus der Erkenntniß des Guten und Böfen tritt darum die wahlfreie Kreatur entweder in jene des Guten ohne die des Böfen oder bes legfern ohne jene des erftern, und man fieht hieraus ein, wie der Unbegriff der Freiheitjene abfurde Meinung hervorbringen Eonnte, daß es den nichtgefallenen (in der Verfuhung nämlich bewährten ) Engeln eben vermöge ihrer Freiheit doch frei flünde, jeden Augen blick fi) zu Zeufeln zu madjen. — Uebrigens entjcheidet (wie ich anderwarts bemerkte) meine Mahl dejfen dem ich mich unterftelle, fowopl das was mir vor= als das was unter mir gejegt, welche Zriplizität aber nod; immer in der Philofophie überfehen und durd) einen Dualism verdedt wird.

**) Die Heiden hatten über die hier erponirte Nothmwendigkeit einer be= feeienden und hiemit be£fräftigenden Affiftenz vernünftigere Einfid;ten, als viele unfrer jo fich nennenden Chriften. &o zB. jagt Sokrates bei Plato, daß er fid) überzeugt hält, der Nähe und des Umgangs eines Guten und Starken zu bedürfen, um felber gut und fark zu werden. Mogegen die Neueren biefe die Freiheit bedingende Dülfe im Menfchen mit felber nicht reimen Eonnten, und jomit in ihrer nicht sancta simplieitas dag Wefen aller Religion in der Wurs sel (als, wie felbft noh 5. H. Sacobi meinte, mit der Moralitäf nicht verträglid,) Teugneten, weil fie das eigne Zhun der freien Kreatur mit dem Thun Gottes nur vermengen oder von felbem zu trennen , nicht aber beede in ihrer Unterfchiedenheit geeint begreifen Eonnten.