Vorlesungen über eine künstige Theorie des Opfers oder des Kultus : zugleich als Einleitung und Einladung zu einer neuen mit Erläuterungen versehenen Ausgabe der bedeutendsten Schriften von Jacob Böhm und S. Martin

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ben das Niedrigere immer von dem ihm Höhern gleichfam über und außer fich felber Cwie die Krone über der Wurzel) gehoben, oder wie verzückt fich befindet, fo daß das niedris gere MWefen nicht mit feinem ganzen Wefen, fontern nur mit einem Theil deffelben Cals gleichfam feinem Ertraft) Ddiefe Elevation erfährt, ohne daß doch wie Diefes bei der Ertafe im engern Sinne ftatt findet, die Aftivität des in der nies drigern Region gehaltnen Theils diejes Wefens fuspendirt würde 3 findet alfo hier ein autodiorismos d. h. eine ims manente Unterfcheidung deffelben Wefens in meinander feyende und unter einander fubordinirte Regionen ftatt, deren eine immer (wie wir bereits in einer frühern Vorlefung vers nahmen) die Fülle und Hülle der andern ift. 9) Mit diefer

*) „So wenig als die ewige Natur, fagt 3. Böhm (vom dreis fabhen Leben 1, 14.) mit ihrem ganzen Leben Tann ins Licht Gottes eindringen, daß fie das Licht eigenthümlich in eigner Gewalt hätte ( jondern das Licht fcheinet aus der Liebe in feinem Principio in die ewige Natur, daß alfo das Licht ein Herr der eiwigen Natur bleibt, weil diefe es nicht begreift, aber ficy in ihm erfreut, und des Lichts Wunder in deffen Kraft und BVerftand hervorbringt, da fie offenbar werden) — alfo Fann au) die Seele des Menfchen nidjt mit ganzem Wejen und mit ihren Effentien ins Licht Gottes ein= dringen, daffelbe zu bewältigen, jondern muß in fich felber, als in einem andern Principio zu Gott eindringen in Seine Liebe: denn du mußt allhie eine andre neue Geburt in der Seele verfichen; weil fie nicht allein aus dem Sternen- und elementifchen Xeben ausdrins gen muß, jondern auch aus ihrer eigenen Zebensquelle (in welcher als ihrem Urkund und als im Erften Princip fie ewig dod) flehend und wurzelnd bleibt) und ihren Willen ( Wallen, Ausgang, Geift ) fchöpfen im Leben Gottes, und derfelbe gefchopfte in Gott wieder ge= hende Wille wird von Gott angenommen, und Gott wohnet in ihm (als feinem leb- und Leibhaften Bilde). Nur alfo Eommt das gott: liche Leben und Licht in die Geele und ift Gottes Kind (nicht blos Gefhopf wie nur im Erften Princip), denn fie fteht nun in ihrer Dual und Leben als Gott der Vater Selber in der Qual ber ewlzen Natur.’