Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Alles beſe6t fanden, ein zweites Haus aufſuchte, wo jedoch eine wiederum abſchlägige Antwort mich wirklich noch mehr beſorgt machte. Jn Folge eines neuen Vorſchlages wurden wir ſodann von einem fleinen Mädchen in eine andere Wohnung einer weiter abgelegenen Straße geführt, woſelbſt uns Ausſicht auf Unterkunft eréffnet wurde, indem eine gefälligè Frau mir vorläufig ein Zimmer verſprach, aber die definitive Antwort erſt um einige Stunden geben wollte.

Mit Rückſicht auf unſer zweites Geſchäft, einen ſichern Menſchen aufzufinden, der, ſobald meine Reiſe nah Montenegro ſi verwirklichen würde, als Dollmetſcher für die Jllyriſhe Sprache mich begleiten könnte, ſeßte der gute Spalatiner Kaufmann unverdroſſen ſeine Erkundigungen in meinem Intereſſe fort. Ein Mann, der den an ihn geri<teten ſprachlichen Anforderungen genügen ſollte, wurde uns zwar bald genannt; indeſſen machte man einige Ausſtellungen an ihm, ſo daß ih bedenkli<h wurde. Deéshalb war es mir ſehr angenehm, als mein Begleiter in einer engen Gaſſe plößlih mit einem lange nicht geſehenen Freunde zuſammentraf, der in Cattaro gut bekannt, uns einen andern Mann, mit Namen Pietro Borſo vorſchlug, welcher ſofort zum Nachmittage an Bord des Dampfſchiffes beſtellt wurde, während dem zuerſt recommandirten abgeſagt wurde- Hierauf begleitete mih mein treuer Mentor zum Thore hinaus bis ans Meeresufer und verlies mich mit derſelben Herzlichkeit und Theilnahme, mit der er mir entgegen gekommen war.

Auf dem Dampfſchiffe angelangt, fand ih die Haupt - und Neben -Cajüte, welche ſonſt mit Menſchen, noh mehr aber mit Reiſeeffecten angefüllt waren, leer und verödet. Mit einigen neuen Paſſagieren ſpeiſte ich an der gewöhnlichen Mittagstafel, placirte darauf meine Habſeligkeiten in zwei mitgenommenen Sá>en, ließ meinen Papiervorrath zum Pflanzentro>nen aufs Verde> ſchaffen und erwartete ſodann die Ankunft des Dollmetchers, welcher etwa gegen halb 3 Uhr mit Ueberreichung eines Zettels angemeldet wurde. Allein ſtatt eines Pietro fand ih zwei Bewerber. Noch ein andrer Mann, der von meinem Begehr unterrichtet worden war, hatte ſi ſeinem Kameraden angeſchloſſen, um ſich ſelbſt zu empfehlen, falls jener mir nicht geeignet ſchiene. Einen konnte ih doh nur brauchen und mir