Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Da diè Befaßung der Dalmatiniſchen Feſtungen meiſtens aus Deutſchen beſteht, dieſe aber- mit der Zeit ebenſo das Jllyriſche, wie das Jtalieniſche, welche beide Sprachen gleich häufig an der Küſte von Dalmatien geſprochen werden, durch den Umgang erlernen, \o hatte ih geglaubt, es würde auh in Cattaro Einer oder der Andere der alten Soldaten zum gewünſchten Begleiter zu finden ſein. Aengſtliche Leutchen aber, die, wer weiß aus was für Gründen, ſhon immer nicht reht zu einer Reiſe nah Montenegro rathen mochten, zweifelten mit vielem Bedenken auch an der Möglichkeit, einen Mann für meine Zwe>e ausfindig zu machen. Ja einer derſelben hielt unterdeſſen eine Lobrede auf die illyriſchen und alle ſlaviſchen Sprachen, unwillig bemerkend, daß ſie, obgleich ihr Dialekt faſt Über den halben Erdboden verbreitet und von nahe an achtzig Millionen Menſchen geſprochen ſei, doh nur von ſo Wenigen der Mühe des Erlernens für werth gehalten werde. Nur ein- mir bis dahin ganz unbekannter Spalatiner Kaufmann faßte mich theilnehmend freundlich bei der Hand und ſagte: wir werden ſchon Rath ſchaffen.

Endlich war unter fortwährendem Kanonendonner Mitrowsky am Ziele ſeiner Reiſe angelangt; die Schaufeln ruhten; der Kapitän commandirte und der Anker raſſelte mit der Kette in die Tiefe hinab. Wir waren dem Landungsplaße ſo nahe gefommen, daß die lange dicht gedrängte Reihe von Cattaros Bewohnern, die jung und alt aus den niedrigſten und vornehmſten Ständen vor das Thor geeilt waren, unſer Aller Aufmerkſamkeit in Anſpruh nahm, während auh wir jenerſeits vielfa<h gemuſtert wurden. Schon von Weitem hatten ſich Freunde erkannt und dieſe winkten und ni>ten jebt zutraulich. Nachdem die Sanitätsbeamten zuerſt an Bord geſtiegen, ſtießen auch die übrigen Landungsböte an das Schiff und jeder ſuchte das ſeinige. Ein freundlicher Cattarenſer Gerichtsbeamte, Johann Midoleo, welcher ſeine Schweſter mit einem Bote einholte, kam mit der Einladung, in ſein Fahrzeug einzuſteigen, uns entgegen und ſo betrat ih denn in Begleitung des menſchenfreundlichen Kaufmanns den Boden von Cattaro.

Ohne Aufenthalt eilten wir dem Thore zu und gingen in die Stadt, in welcher mein Begleiter zuerſt die ſogenannte Locanda granda (großes Gaſthaus), und als wir daſelbſt ſchon