Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Straßen der kleinen Stadt, als ih plöblih auf dem größern, dem nah dem Hafen hinausführenden Thore zunächſt gelegenen Plate, Herrn Inſpector Mühleiſen erbli>te, an welchen ih hinantrat. Die Grenzbeſtimmungs - Commiſſion, hörte ih zunächſt, werde morgen in aller Frühe nah Budua abgehen; über meine aber nah Montenegro zu unternehmende Reiſe ſtimmte ein am Geſpräche theilnehmender Cattarenſer in die gez wöhnlich ſchon ſonſt erhobenen und noh andere neue Bedenken ein, ſo daß ih faſt daran zweifeln mußte, meinen Plan ausführen zu fönnen.

Als ‘es dunkel wurde, beſuchte ih das Dampfſchiff noch einmal, um meine früheren Reiſegefährten, von denen ich einige nie mehr wiederſehen ſollte, zum lezten Male zu begrüßen. Auch Montenegro wurde bald Gegenſtand des Geſprächs, in welchem dann abwechſelnd bald Für, bald Wider die Oberhand behielt, bis endlich die Meinung des Herrn Marichich ſiegte und dahin ausfiel, daß zwar eine Reiſe ins Jnnere des Landes nicht ohne Gefahr ſei, aber bei Sicherſtellung höheren Orts, bei hinlänglicher Vorſicht und mit bewaffneter Bede>ung dieſelbe unternommen werden könnte. Das Juntereſſe für ein ſo merkwürdiges Land und Volk, ſo wie die Ausſicht in noh unbereiſten Gegenden für naturwiſſenſchaftliche Zwe>e ſammeln zu können, gaben den Ausſchlagz mein ‘Entſchluß Montenegro zu bereiſen ſtand feſter denn zuvor und auf ein frohes Wiederſehen trennten wir uns. Als die Mitternachtsſtunde geſchlagen und Mitrowsfy Cattaro verlaſſen hatte, ſchlief i< ein.

Shaicro hatte ſhon an Bottigen gemeißelt, ſeine Frau neue Lagen von Maulbeerblättern ihren Zöglingen untergebreitet und Luca \chi>te ſich zur Schule an, als wir uns freundſchaftlich den Morgengruß boten. Gutes Brod, Kaffee und Milch wurden aufgetragen und nah beendigtem Frühſtü> begab" ih mi zu Herrn Hofrath von Tſcheffin, um Über ſeine Reiſe nach Montenegro Nachricht zu erhalten. Jch fand ihn zu Hauſe und hörte ſogleich, daß er wahrſcheinlih am morgenden oder erſt am nächſtfolgenden Tage nach Cettigne (Cetting?), der Reſidenz des Vladika, abreiſen und mich dorthin gern mitnehmen wolle. Die Zeit war zugemeſſenz darum empfahl ih mich ſogleich mit dem Bemerken, noh einmal die genauere Beſtimmung erkundi-