Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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gen zu wollen. Wohin aber jezt zuerſt, wohin zuleßt gehen, ſo fragte ih mi<h- Glülicher Weiſe begegnete ich auf dem Wege na< meiner Wohnung Pietro , der eben bei mir nähern Beſcheid erfragen wollte. Unaufgefordert hatte der gute Menſch ſich ſchon geſtern noch einige Male bei mir eingefundenz wobei es aber leider mir, wie ihm deutlicher wurde, daß er für Montenegro nicht geeignet ſei. Auch heute ſtellte es ſich wieder ebenſo heraus, ſo daß er aus Theilnahme für mich, ſeinem Verdienſte zu entſagen, und einen andern Mann zu beſorgen ſich entſchloß. Auf wenige Minuten entfernte er ſich, undgerſchien dann wieder einen Andern ins Zimmer führend. Dieſer hieß Petrarca! Wie empfehlend auch ſein Name war, ſo betrachtete ih den Eingeführten doh im erſten Augenbli>e mit ſorglihen Blicken. Die Rechte in die Seite geſtemmt, mit ſicherem Selbſtvertrauen trat er vor mich hin und beſtand das ſogleih beginnende Examen zur allgemeinen Zufriedenheit. Er ſprach fertig das Illyriz ſche, wie auh das Jtalieniſche und ziemlih gut franzöſiſch. Sein Aeußeres zeigte Gewandheit, aber ſeine großen dunkeln Augen unter den buſchigen Braunen, ſein langes überhängendes, glänzend ſ{hwarzes Haar und der freie wuchernde unbegrenzte Bart gaben ihm für den erſten Anbli> etwas Wildes, das eher \{<üchtern als zutraulih machen konnte; doch ertheilten ihm Pietro, wie Sbaicro und deſſen Frau, denen Petrarca gut bekannt war, die beſten Zeugniſſe. Jh hörte, er ſei Familienvater, in Cattaro ſelbſt anſáßig und bei Jedermann beliebt. Sein Ruf erſcholl überall; Jeder hing oft an ſeinen Lippenz Jeder richtete ſich nah ihmz faſt die ganze Umgegend kannte ihn;z mit einem Wort, er war — Stadttrompeter von Cattaro *). - Sogleich mochte ih mich niht entſcheiden, und bat deshalb Petrarca Nachmittags wieder zu kommen, bis wann ih mir die Sache überlegen wollte,
In Folge mancherlei Beſprechungen ſtellte ſich zu meiner großen Ueberraſchung das angenehme Reſultat heraus, daß Montenegro meinem zukünftigen Dollmetſcher ſehr gut bekannt ſei.
*) So nennt man in jener Gegend die öffentlichen Ausrufer,
welche niht, wie bei uns dur< Trommelſchlag, ſondern durch dic Trompete das Publikum heranzichen.