Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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Meere zugewandten Seite folgten mit zierlichen Villen in detſelben Ordnung, wie wir ſie im Dampfſchiffe bei unſerer Ankunft paſſirt hatten. Die den Buſen einſchließenden Gebirge wechſelten in der bunteſten Schattirung mit der Farbe des Waſſers und der hohe Crivoſié war noh mit Schnee bede>t. Jn weiter Ferne blinkte das {öne Adriatiſche Meer und unter den nebelhaften Wolken am äußerſten Hotizonte verſte>te ſich die Küſte von Apulien. Wir ſtanden und ſahen; wir gingen und ſtanden wieder; wir ſahen wieder nah Apulien und gingen dann aufs Neue, und konnten uns nicht befriedigen. Nur mein Pandure aus Gewohnheit gegen dieſe Schönheiten gleichgültig war weit vörangeeilt und eben, als wir ihn kaum eingeholt hatten, machte er die zweite Station unſerer Reiſe an einem Élaren, von nahen Felſen rauſchend hinabſtürzenden Gebirgsbach.
Kaum hatten wir nah einiger Ruhe uns ſämmtlich an dem flaren kühlenden Tranke gelabt und Petrarca ſèine hart geſottenen Eier offerirt, der Éleine Burſche ſeine Zwiebeln mit Brod und mein Pandure ſeinen Milchkäſe ſi wohlſchmed>en laſſen, als plöblich von den uns überragenden Bergen ein wildes Geſchrei ertönte, das in lang gezogenen Tönen weithin verhallte. Wir ſtußten und ſahen hinauf, weil es auf uns ge= richtet ſchien; aber, \o viel ih mi auch anſtrengte, ich konnte auf dem grauſchwarzen Geſteine nichts gewähr werden. “Der Pandure entde>te dagegen mit feinen Adleraugen die Urheber des Geſchreis ſogleich, und erwiederte auf ähnliche Weiſe rufend das bekannte Meldungszeichèn, welches ein Trupp Montenegriner zu uns hinabgeſchi>t hatte. Endlich erkannte auch ih denſelben und in deſſen Mitte Herrn Hofrath von Tſchefkin auf einem Rappen. Wir verdoppelten unſere Schritte um unſern Vordermann einzuholen, den wir, da der Weg, obgleich ſteil und oftmals im Zickza> geſchlängelt, nun doh erträglicher war, bald zu erreichen hofften. Nach eiligem Marſche gelangten wir in einer halben Stunde auf den hohen Rücken des Lovchiener (Loftſchiener) Gebirges, deſſen Haupt ſeitwärts zur rechten Hand no< mehrere Hundert Fuße, hie und da mit Schnee bede>t, emporſtieg. *) Die Luft, welche uns früher mit ihrer Schwüle
%) Die höchſte Kuppe des Lovchiener Gebirges auf Italiäniſch Monte Sella (Monte Coelo) genannt, iſt an 5000— 6000 Fuß hoh.