Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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ſehe zur Laſt fiel, war unterdeſſen ſo kühl geworden, daß wir uns, um uns nicht zu erkälten, unſere Kleidungsſtücke zu ſchließen gezwungen ſahen. Auch die Vegetation war eine andere, als die, welche wir unten “am Meeresſtrande zurü> gelaſſen hatten. Vollſtändiger Frühling herrſchte in dieſen, vollſtändiger Sommer in jenen Regionen.

Mit vielem Vergnügen ſah ich die erſten von Montenegrinern bebauten Ae>er. Zwar waren es nur kleine Pläschen, fümmerlih dem felſigen Boden abgewonnen, doch aber grünte die junge Saat darauf freundlich und erwe>te ſo wenigſtens bei unſerm Eintritte in das kriegeriſche Land andere, als nur KriegesGedanken, indem uns die Spuren des friedlichen A>erbaues begrüßten. Neben dieſen Aerpläzen führte unſer Weg nach Südoſt über eine ſteinige, baumloſe, aber doch hie und da begrünte Fläche fort, welche kleine Hochebene wir in einer Viertelſtunde durchwandert hatten. Eine Maulthiertreiberin ausgenommen waren wir bis dahin noch Niemanden begegnet und auh ohne von Wachpoſten angehalten zu ſein, hatten wir die bedeutſame Grenze überſchritten, Dennoch aber war noch ein Examen rigoroſum zu beſtehen. Wir erbli>ten nämlich, ſobald wir an dem Saume des Plateaus angelangt waren, auf demſelben Wege, den wir hinabzuſteigen beabſichtigten, einen ganzen Haufen von Montenegrinern, die eben im Begriffe waren herauf zu kommen. Wir mochten eben erſt ſichtbar geworden ſein, ſo hatten ſie uns ſchon erſpäht, machten einander aufmerêſam, wieſen nah uns, und ſahen mit unverwandten Blicken uns entgegen. Jhrer waren an zwanzig bis dreißig, wir nur drei; ſie ſtarrten von Flinten und Piſtolen, wir hatten Alle zuſammen von jeder Sorte nur ein Exemplar aufzuweiſen, und konnten alſo nichts Beßeres thun, als ſtillſchweigend weiter ziehen, indem der Pandure den Vortrab, ih das Centrum und Petrarca die Nachhut bildete. Mein Pandure paſſirte ungehindert, da er, wie es ſchien, ſchon bekannt wax, auch um des gaſtfreundlichen Grußes ,, Pomagha Bog“ (Helf Gott) gern eingelaſſen wurde. Jh wußte damals dieſe Weiſe noch nicht und rief daher mein buon giorno Jhnen zuvoréommend entgegen. Aber hörten ſie's, oder nicht, ſtatt der Ants wort drangen ſie auf mich ein, umſchloſſen mich, und feuerten die ganze Ladung ihrer ſtechenden Blicke auf mich ab, ſo daß