Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Auch eine zierliche Einfaſſung, ähnlich, wie bei unſern Reiſepäſſen, umgab das Ganze. Obgleich, wie ih oben erwähnte, die Schrift des Paſſes ruſſiſch iſt, ſo finden doh manche Abweichungen in der Schreibweiſe ſtatt, und man könnte daher, vie von einem beſondern montenegriniſchen Sprachdialekte, genau genommen auh von einer eigenen montenegriniſchen Schreibweiſe reden.

Bei eintretender Dunkelheit ſ{<nürte ih no< das lebte Gepe und legte mi ſodann zur Ruhe nieder.!

Dritter Tag.

Der dreißigſte Mai 1841, an dem ih meine Wanderung in die montenegriniſchen Gebirge unternahm, war gerade ein Sonntag. Schon um 3 Uhr hatte ſich Petrarca bei mir eingefunden. Nachdem zu unſerer ſhon geſtern von ihm zubereiteten, nöthigſten Wegekoſt von Brod, Wein, Käſe, hart gekochten Eiern und etwas Salz noh ein guter Schinken gefügt worden war, vertheilten wir pa>weiſe unſere Bagage in der Erwartung, daß Spiro jede Minute kommen würde. Allein wir warteten von vier Uhr bis fünf Uhr, und er erſchien niht. Als er endlich um ſe<s Uhr eintraf, erfuhren wir, daß das Trocknen ſeines wollenen Kittels, den er ſi<h hatte waſchen laſſen, und welchen die Montenegriner wohl ſelten in mehreren Exemplaren beſizen mögen, die - Verzögerung verurſacht hättez unter welchen Umſtänden man ſih denn freilih cher lobend, als tadelnd äußern mußte.

Als unſere kleine Caravane ſih in Bewegung ſette, beſchien die Sonne ſchon die Thalebene von Cettigne, in welcher wir uns gerade aus hinab nah Süden wandten. Eben da, wo ein Fleiner flarer Quell mit gutem Trinkwaſſer im Sande ſi< verliert, traten wir in die Steinberge und Felſenfklüfte hinein, um dort die Richtung zu verfolgen, welche uns die beſten Ausſichten und die ergiebigſte Ausbeute vermuthen ließ. An einen beſondern Weg hielten wir uns niht, wenn ih anders von einem Wege reden will. Denn außer jenem von der öſterreichi-