Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Es dauerte in der Tat niht lange und das Pulvermagazin flog unter gewaltigem Getöſe in die Luft; das Kaſtell aber war nahezu zerſtört. Hätte ſih die vorgeſchriebene Menge Pulver im Magazine befunden, ſo wäre wohl kein Stein auf dem anderen geblieben, aber ſol< ſtrenges Einhalten beſtehender Vorſchriften kann man von einer türkiſhen Behörde wirklih niht verlangen. So war denn das Unglü> nicht ſo groß; den tüchtigen Trieſtiner hatten rechtzeitig „dringende Geſchäfte“ in ſeine Heimat abberufen und die Moslims von Sfkutari {{loſſen jede VBeſprehung der Angelegenheit mit den etwas unehrerbietigen Worten: „Allah iſt groß und unſer Paſcha iſt bumm — ein Giaur hat ihn betrogen.* — — —

Heute lehnen ſi< an den Fuß der Feſtung ungefähr zwanzig helle, mit roten Ziegeln gede>te, weithin leuchtende Häuſer an — Heimſtätten, welche die türkiſche Regierung jenen mohammedaniſhen Einwohnern von Dulcigno anwies und erſtellte, welhe von dort auswanderten, als dieſe Stadt dur<h den Berliner Kongreß Montenegro zugeſprochen wurde. Wie mögen ſi dieſe Emigranten, welche ſi< weigerten, den Fürſten Nikita als Landesherrn zu bez grüßen, dort oben in ihren ſo falt anmutenden Häuſern zurü>ſehnen nah dem behaglihen Dulcigno mit ſeinem unendlihen blauen Meere! — — —

Doch unſer Schiff ſtoppt und läßt mehrere flache Varken herankommen, die zumeiſt von heftig auf uns einſchreienden Facchinis und Hamals geleitet werden. Es gibt nämlich keinen Anlegeplaß auf der „Reede von Sku= tari“, und nur ſolche Barken und ſolche Träger vermitteln den Verkehr mit dem Lande. Mit der „Gebrauch3anweiſung“ für türkiſche Hamals ſehr wohl vertraut, gelang es uns wirklih ohne beſondere Shwierigkeit, ihre wiederholten Angriffe auf unſer geringes Gepä> erfolgrei<h abzuſhlagen und dasſelbe in einem Boote unterzubringen, das ſih bis nah Abwi>lung des Haupttrubels beſcheiden im Hintergrunde