Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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banien zurücfehren und ſelbſt in gelehrten Zeitſchriften, in Fachorganen der geographiſchen und ethnographiſchen Wiſſenſchaft (ih könnte haarſträubende Beiſpiele nennen, unterlaſſe es aber, weil ih niht polemiſieren, ſondern nur feſtſtellen will), von den Albaneſen als von einem Volke reden, mit dem man nur mit der Hand am eN des Revolvers verkehren könnte. Es iſt geradezu lächerlich, | was da oft der ſtaunenden „Ziviliſation“ erzählt wird über Albanien und ſein „ſhre>li<hes Volk“, und es ij obſioßend, daß man hie und da die Erfahrung macht, Leute von fur<htbaren Gefahren erzählen zu hören, die ſie in Albanien erlebt hätten, wenn man weiß, daß ihre „Reiſen im Lande“ ſi< auf harmloſe Ausflüge unter

reichlicher Bede>ung beſchränkten. Achtet man die Sitten{ des Landes, reſpektiert man ſeine Bewohner, ſte>t man |

ſi< niht in dumme Maskeraden, flunkert man nicht ſtändig mit dem Revolver vor den Naſen der ſehr \ſcießluſtigen | und ſih vor einem ſolchen Ding gar niht im geringſten? fürhtenden Arnauten herum, ſo reiſt man in Albanien ſicherer wie in irgend einem Lande der Welt, denn Gaſt: freundſchaft und Blutrache ſind der beſte Schuß des! Reiſenden. i

Ja, die ſ<hre>liche Blutrache ! Freilich beſteht ſie in |

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der grauſamſten Folgerichtigkeit in Albanien zu Recht. |

Aber iſt ſie nicht, ſo fragt Dr. Liebert in ſeiner

Studie über das nordalbaniſhe Hochgebirge , ganz zu- | treffend, in einem Lande ohne eine Leben und Eigentum | verbürgende Obrigkeit als Selbſthilfe notwendig? Freilich Ï wüten die Stammesfehden in einzelnen Teilen des Landes |

unbarmherzig wie Menſchenjagden. Hat aber damit der

Fremde etwas zu tun? Jſt ſhon je ein Fremder in der è

leiſeſten Weiſe davon betroffen worden? Trägt nicht gez |

rade die Blutrache zu ſeiner Sicherheit bei? Vergeſſen

wir auh eines nicht: ſo wie wir zur Liebe, wird der |

Albaneſe gewiſſermaßen zum Haß erzogen. Der junge