Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Zobeltig. 155

„Sie ſind wieder einmal die Liebenswürdigkeit in Perſon, ih gewöhne mich na<gerade an Jhre Komplimente! Jm Uebrigen haben Sie Necht: es iſt überflüſſig, von unſerem Thema abzuweichen! Alſo, ma chère, wir, das heißt, Sié und Fhre Frau Mama, oder auch, wenn Sie wollen, meine liebenswürdige Frau Schwiegermutter in sPe, und meine Wenigkeit werden ſpäteſtens kommenden Dienſtag die Rück= reiſe antreten .… , ih denke, Sie werden damit einverſtan= den ſein.“

Carla neigte den Kopf, ohne zu antworten. Plettow, der ſi< ſhon wiederholt nah den Zurückgebliebenen umgeſchaut, hatte die Zügel ſeines Pferdes eingezogen, unt mit Schoddyn und ſeiner Begleiterin in einc Reihe zu tfommen. Den Grafen völlig unbeachtet laſſend, begann er Carla ſofort in ein Geſpräch über anſcheinend gleich= giltige Dinge zu verwi>eln, ſo daß dieſe kaum Zeit fand, Schoddyn auf ſeine hin und wieder eingeſtreuten Fragen eine Antwort zukommen zu laſſen. So ſehr der Graf auch ein Meiſter in der Kunſt der Verſtellung war, ſo fonnte man ſeiner Miene doh anfehen, wie unerwünſcht

_ihm die Dazwiſchenkunft Plettow’s war.

Man war bis zu jener Kreuzung des Weges gekom= men, wo die Straße nah dem optiſchen Telegraphen fſi abzweigt. Der mit großen Feldſteinen gepflaſterte Pfad wurde noch ſteiler, die Pferde und Maulthiere feuchten in der Sonnenhigze, und die Unterhaltung begann einſilbiger zu werden. Erſt als man die Höhe erreicht, auf der die Ruinen der Villa Tiberiana ſich erheben, fand ſich die Stimmung wieder. Jn wenigen Minuten halte die kleine