Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

156- Auf der Hochzeitsreiſe.

Geſellſchaft den Salto erklommen und ſtieg von den Thiéz ren, dieſelben der Aufſicht der Führer überlafſend.

Wer Capri kennt, das der Dichter „ein Stüc Himmel, Yerabgefallen in das blaue Meer“ nennt, fennt auh den Salto Tiberiano, den „Sprung des Tiberius“. Gegen neunhundert Fuß hoh ragt ſchroff und ſteil aus den Waſſern der Fels empor. Dichter Epheu ſpinnt ſi< um die moosbede>ten Ränder, und hie und da lugen aus den weitflaffenden Spalten Malven und wilde Roſen hervor. Ein phantaſtiſcher Wald dräuender Steinzinken von baro ſter Geſtaltung ſtarrt tief unten den Hinabſchauenden an ; jeder einzelne dieſer Felsfplitter hat zahlloſe Blutstropfen getrunfen, denn auf dieſem furchtbaren Bette pflegten die Opfer des grauſamen Cäfaren, zerſchellt und zerſchmettert vom Sturze aus ſhwindelnder Höh!, den lehten Athem auszuhauchen.

Ueber die von ſchmaler Mauer eingefaßte Brüftung des Salto blidten die Reiſenden hinaus auf das offene Meer, Baron Detern brach ein Stü>chen des Mauerwerkes ab und ließ es in die Tiefe fallen. Mit hellem Tone ſ{<lug es zwanzigfah an den Eten und Vorſprüngen des Felſens auf, dann wurden die Klänge dumpfer und dumpfer, bis endlich ein leichtes Plätſchern ankündigte, daß der Stein das Waſſer erreicht habe.

„Dominus yobiscum!“ ſagte in dieſem Augenbli> eine tiefe Stimme hinter den Touriſten. Der Eremit des Iz beriusfelſens, der Hüter der kleinen Kapelle Santa Maria del Soccorſo, die ein ſrommer Britte auf den Trümmern der tiberianiſchen Villa erbaut, ſtand vor den Reiſenden. Der