Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

160 Auf der Hochzeitsreiſe.

Pferde und Maulthiere wurden von Neuem beſtiegen, dann ging es bergab. Die Luft war zwar no< immer drüdend heiß, aber die Stimmung in der Geſellſchaft un= gleich gehobener als bei dem Herritt.

An der Marina ward Halt gemacht. Dectern hatte bald einen braunnatigen Fiſcher gefunden, der ſeinen ÞULx= purrothen Siciliano mit dem Anſtand eines Edelmannes vor den Fremden vom Haupte zog und ſi< gern bereit erklärte, die Herrſchaften in ſeiner Barke auf die hohe See zu rudern. Der kleine Kahn wurde, ſo gut es ging, zu Lande gezogen, Frau v. Doning und Erna waren bereits eingeſtiegen, da zeigte es ſi zu allgemeinem Bedauern, daß die Gondel zu klein, um ſämmtliche Anweſende auf= zunehmen. Der brave Marinaro behauptete zwar, er bez ſäße noch eine größere in feinem Schuppen , das Herbei= ſchaffen derſelben hätte aber längere Zeit in Anſpruch ge= nommen und Frau v. Doning war bereits ungeduldig geworden. So eniſchloß man ſi denn, noch ein fleineres Boot zu Hilfe zu nehmen, welches jene zwei Perſonen, die in der Barke keinen Plaÿ mehr gefunden, aufnehmen ſollte.

Während Plettow und Graf Schoddyn ſi< noh über das Placement ſtritten, fühlte Detern ſeinen Arm leicht berührt, Carla v. Doning ſtand dicht nêben ihm, und hinter dem zum Schube gegen die Sonnenſtrahlen vorgehalz tenen Fächer flüſterte ſie ihm zu:

„Suchen Sie es ſo einzurichten, daß wix Beide allein das Boot beſteigen können, mir liegt daran, ich bitte Sie!“

Ez wurde Detern leicht, ſein Erſtaunen über dieſes unerwartete Anliegen zu verbergen.