Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

162 Auf der Hochzeitsreiſe.

Fhre gütigen Worte,“ entgegnete er; „ih bin wie Jedex, den das Leben toll und wild umhergeworſen hat, nicht oft in die Lage gekommen, Derartiges aus ſolchem Munde zu hören. Daß ih Jhr Vertrauen rechtfertigen werde, brauche ih niht erſt zu verſichern, hoffentlich fann i Ihnen auch rathend zur Seite ſtehen!“

„Und ich bedarf des Rathes, Herr v. De>ern — 9, wie ſehr! Meiner Mutter ſtehe ih faſt feindlich gegenüber, ſeit ſie, die ih ſo abgöttiſch liebte, mi lehren wollte, die Liebe als ein Handelsgeſchäft zu betrachten, und Der, dem ih einſt mein ganzes Herz zu ſchenken gewillt war, Hat ſih als ein Unwürdiger gezeigt .….“ Sie blidte Detern feſt in die Augen „Herr v. Plettow iſt Jhr Freund, Baron Detern, ſollte er noh nicht mit Jhnen über ſeine

Vergangenheit geſprochen haben?“

Der Baron ni>te. „Er hat mir Alles erzählt. Plettow iſt, troßdem auch er manch? ſchwere Stunde dux<hlebt, noh niht zu einem feſten Charakter gereift. Ex mag leicht= ſinnig und ſchwankend geweſen ſein — mag es noh ſein ein Unwürdiger war und iſt ex nicht!“

„Wenn Sie ſo urtheilen, Herr v. Detern, dann kann Ihnen Plettow nicht die volle Wahrheit, geſagt haben,“ rief Carla erregt aus. „Ex hat vor Zeugen, in ‘einen öffentlichen Lokal, die Aeußerung gethan, daß ex zu einer Heirath gezwungen ſei, um — um ſeine brouiſlirien Ver= hältniſſe zu rangiren! Iſt das ehrenhaft ? Jſt das nicht ſ{hmähli<?“ :

„Pardon, gnädiges Fräulein, wenn i< widerſprehe einer ſolchen Niedrigkeit iſt aber Plettow abſolut unfähig!