Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Zobeltib. 163

Von wem ging Ihnen dieſe Nachricht zu, wenn ih mix die Frage erlauben darf 2“ -

„Bon wem anders, als von ihm, dem es ein diabo=z liſches Vergnügen iſt, mir das Hexz zu zerfleiſchen — vom Grafen Schoddyn !“

„Von Schoddyn? Und dem trauten Sie? Jh will Sie niht kränken, Fräulein v. Doning, aber der Glaube in mix, daß Sie Plettow einſt aufri<tig geliebt haben, wird erſchüttert dur den Umſtand, daß Sie einem offen= baren Schurken mehr Vertrauen ſchenken konnten, als dem, der Jhnen am nächſten ſtand !“

Jn Carla’s Auge ſtiegen die Thränen auf. „Sie ſind hart, Herr y. De>ern, Sie haben auch ein gewiſſes Recht dazu, denn Sie kennen die Gründe niht, die mich ver= anlaſſen mußten, dem Manne, den auch i< verachte, ri>= haltlos zu glauben. Als i< Schoddyn kennen lernte, gab er fi als ein lieben8würdiger, weltgewandter Cavalier, deſſen eigenthümliche Lebensphiloſophie vielleicht fremdartig, aber feine8weg8 abſtoßend berühren fonnte. Nicht ih allein wurde dur< das beſtechende Weſen des Grafen irre ge=

führt, den Meiſten, die intimer mit ihm verkehrten, ging

es ebenſo. Schoddyn und Plettow wurden einander bez freundet — Plettow ſelbſt hat mich mehr als einmal ver= ſichert, daß er den Grafen hohſchäße.“

„Einen Moment, gnädiges Fräulein, verzeihen Sie, daß ich Sie unterbreche, ih ſehe, man winkt uns aus der Gondel!“

Die größere Barke war etwa eine Viertelmeile von dem Boote der Beiden entfernt. Drüben hatten ſich Plettow