Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

164 Auf der Hochzeitsreiſe.

und Schoddyn von ihren Sißven erhoben und winkten mit ihren Taſchentüchern na< dem Lande herüber. Gleih= zeitig deutete der Gondoliere am Bug zum Himmel, der fi<h mit einem Schlage verfinſtert hatte. Die weißen Wölkchen im Weſten waren ſtahlgrau geworden, der Wind wachte auf, die Möven flatterten tief.

„Man gibt uns das Zeichen zur Rü>kehr ,* meinte Detern. „Jh hatte Recht, der Sturm ſtört das Ver= gnügen. Aber die Leute ſind zu ängſllih, fo {<nell über= raſcht uns die Windsbraut niht. Befehlen Sie, daß ih wende, gnädiges Fräulein ?“

„Noch nicht, Hex v. Detern ,“ bat Carla, und weh= müthig lächelnd fügte fie hinzu: „Jhr ſtarker Arm ſ{<hüßt mich ja, und ih möchte ſo gern noch mit Jhnen ſprechen!“

Sie hüllte ſich feſter in den Shawl, den ſie um die Schultern geſchlungen, dann fuhr ſie fort: „Cines Tages berief mich meine Mutter in ihr Boudoir. Jn kühlen, abwägenden Worten, wie es von jeher ihre Art war, theilte ſie mix mit, daß Plettow nicht mich ſelbſt liebe, ſondern nux, weil er vermuthete, daß ich über bedeutende Mittel zu“ verfügen hätte, mih zu heirathen beabſichtige. Mit Entrüſtung wies ich dieſe ſcheinbare Jnfamie zurü>, da zeigte mir meine Mutter einen Brief von dex mix fo wohlbekannten Hand Plettow's, der mich allerdings von der Wahrheit des Geſagten überzeugen mußte.“

„Und an wen war dieſer Brief gerichtet ?“

„An einen ſeiner Gläubiger, der Name iſt mir ent fallen. Schoddyn war dux<h Zufall — ex hatte das Schuldenarrangement für einen leichtſinnigen Neffen über=