Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Zobeltit. 165

nommen — mit dieſem Manne bekannt geworden; daß ihn feineswegs ehrenhafte, ſondern rein egoiſtiſhe Motive dazu getrieben, dur< Zahlung einer bedeutenden Summe das fompromittirende Schriftſtück in ſeinen Beſiß zu be=fommen, iſt mix heute allerdings flar. Damals dachte i< anders!“

Ein gewaltiger Windſtoß jagte in dieſem Augenbli> über die See und legte das Boot ſcharf auf die linke Seite. Pfeilgeſ<wind hatten ſi<h die Wolken am Himmel vertheilt, es ſ{wirrte dumpf in der Luft, und die Höher rauſchenden Wellen zeigten grünweiße Kämme.

Carla hatte einen Angſtruf ausgeſtoßen, und auh Detern war über die Plößlichkeit des nahenden Sturmes erſhro>en. Ex wendete ſofort und verdoppelte die Kraft der Ruderſchläge; durch die feuchten, in zerriſſenen Schleiern über die Wogen tanzenden Nebelmaſſen, die ſich mit einem Male herabgeſenft hatten, ſah er, wie die größere Gondel bereits an dem Molo der Marina anlegte.

„Aengſtigen Sie ſich nicht, gnädiges Fräulein “ ſagte er mit- einem Lächeln der Beruhigung zu Caxla; „Gott Boreas iſt zwar tüciſ<, aber wix halten ihm Stand!“ Er legte ſich mit aller Kraft in die Ruder und zertheilte mit fräftigen Schlägen die rollenden Wogen. „Was Sie mix da vorhin von einem eigenhändig geſchriebenen Briefe Plettow’s erzählten, erſchüttert noh ni<t meine Uebex= ¿eugung, daß Sie ſich dennoch getäuſcht haben. Jh glaube niht an die Verworfenheit Egon’s, ih glaube eher, daß jener Brief eine Fälſchung geweſen ift [“

„Herr v. Detern! Sie vertheidigen Jhren Freund auf