Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

166 Auf dex Hochzeitsreiſe.

das Acußerſte, Niemand wird Jhnen das verdenken! Uebet= legen Sie aber wohl, daß ih mit meinem gequälten Herzen bereits na< hundert Möglichkeiten geſucht habe, die Egon von dem nur zu gewiſſen furchtbaren Verdacht zu reinigen im Stande wären. Jh habe feine gefunden. Auch Schoddyn ſchien tief entrüſtet über das Benehmen ſeines einſtigen Freundes; ex hatte vor, ihn vor ſeine Piſtole zu fordern, und nux mix, die ich die ficher tödtende Hand des Grafen kenne, gelang es, ihn von dieſem Vor haben abzubringen. Schoddyn gab ſih nicht ganz zu= frieden; ex ſtellte Plettow zur Rede 1nd exlangte von ihm unter der Bedingung , daß damit die ganze Angelegenheit, die Egon als ein Aft des Leichtſinns und der Trunken= heit darſtellte, vergeſſen ſei — ein ſchriftliches Cingeſtänd= niß ſeiner Schuld.“

„Und auh dies haben Sie geſehen ?“

„Mit eigenen Augen geſchen, und mit eigenen Augen habe i< mi< überzeugen müſfen, daß Schoddyn die Wahr= heit geſprochen hatte !“

„Noch eine Frage, Fräulein v. Doning,“ — die Stimme Dekern's hatte einen tiefernſten Tou angenommen „warum geſtatteten Sie nicht Pleltow perſönlich, daß ex ſich gegen dieſe ſ<hmachvollen Beſchuldigungen wehren konnte, warum ſchnitten Sie ihm ohne Weiteres jede Vertheidi= gung ab?“

„Jh habe ſie ja bangen Herzens ſlündlich und täglich erwartet, aber Plettow hat es nicht einmal der Mühe für werth gehalten, auh nux eine Zeile, nux ein Wort des Bedauerns an uns zu richten!“