Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

174 Auf der Hothzeitsreiſe.

fich zu gewinnen. Seine Pläne waren wohlüberdacht und raffinixt teufliſ<h. Zunächſt mußte ih aus dem Sattel gehoben werden; er brachte es mit Hilfe zweier dur ſeine eigene geſchi>te Hand gefälſchter Briefe und eines ganzen Gewebes von Lügen und Verdächtigungen {nell zu Wege. Du entſinnſt Dich vielleicht no deſſen, was ih Dix auf der Terraſſe des Hotels Vittoria in Sorrent über die BVer= wandtſchaft der Donings mit den Baarburger Altenkrögels erzählte. Das Märchen von dem Teſtamente des alten Landtruchſeß war gleichfalls eine Erfindung Schoddyn's, wahr daran nur, daß die Donings in der That Anſprüche auf das Erbe der Altenkrögel hatten. Darauf fußte Schoddyn. Er hatte herausſpionirt, daß Frau v. Doning, die mit Leidenſchaft das Börſenſpiel betrieb, ſich ſtark in finanzieller Verlegenheit befand, und daß ihr eine Auf beſſerung der Verhältniſſe ſehr erwünſcht ſein mußte. Es wurde ihm infolge deſſen niht ſchwer, die alte Dame zu überzeugen, daß ihre Anſprüche auf das Altenkrögel"ſc<he Vermögen ſie berechtigten, mit Jesfo, als dem einzigen Exben des lezten Baarburger's, zu prozeſſiren. Da das Objekt dieſes vorgeſchobenen Prozeſſes ein höchſt bedeutendes war — wenigſtens na< der Fiktion Schoddyn?s — o zÖ= gerte Frau v. Doning in ihrem blinden Glauben an die Ehrlichkeit des Grafen niht, fi ſchriftli< und formell fontraftli< zu verpflichten, Schoddyn für den Fall, daß ihr mit ſeiner Hilfe ein beſtimmter Theil des Altenkrögel= ſchen Vermögens zugewendet werde, die Hand ihrer Tochter zu reichen. Dex Graf ging nun geradewegs auf die Er= reichung ſeines Zieles los. Er wußte genau, daß ein Pro=