Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

178 Auf der Hozeitsreiſe.

Scheu eine offene Ausſprache vermieden und Carla in der Meinung gelaſſen zu haben, daß ih wie ein Schurke an ihr gehandelt! J< habe ſie “geliebt, Alfred, glaube es mix, i< habe ſie mit aller Macht meines Herzens geliebt ; dennoch zürne ih ihr niht, daß ſie meine Leidenſcha\t “nicht exwiedert hat. Die lebte \<lafloſe Nacht und die Schurkerei Schoddyn's haben mich klarer denken gelehrt; ih will gewaltſam die Vergangenheit abſchütteln und will gut zu machen verſuchen, was ih geſündigt habe — ai Erna!“

Ein Sonnenſtrahl des Glücks leuchtete im Auge Des Kranken auf.

„Liebe Deine Exna, denn ſie verdient es, flüſterte er. „Sieh!, Egon, nun kann ih auch wieder geſunden, denn nun habe i< die Gewißheit, daß ſich kein trübender Schatz ten mehr zwiſchen Dich und Dein Weib eindrängen wird. Du biſt ein ehrlicher Junge, ein braver Charakter — Du mußt Erna glü>lih machen! Hor, es klopft, ſei ſo gut, Egon, und öffne. Die beiden Doktoxen gönnen mir feinen Augenbli> Ruhe.“

Plettow ſchritt zur Thüre. Es war das blaſſe und angegriffene Antliß Erna's, das durch die Spalte ſchaute.

„Darf ich eintreten?“ fragte ſie. „Es Täßt mich nicht allein in meinem Zimmer, ih fürchte mih in der Ein= ſamkeit!“

Sie ergriff die ihr dargereichte Rechte des“ Kranken. „Wie geht es Jhnen, Herr v. Detern ?“

Der Leidende berührte mit ſeinen Lippen die kleine Hand, die er umſchloſſen hielt. - „Jh fühle, “daß ih mehr