Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Adolph Stre>fuß. 91
auêſähen. Er hat mich vorbereitet und ih habe doch lachen müſſen, als i< Sie ſah. Wie können Sie nux in ſolchem Aufzug umhergehen? Sie ſehen fonſt, wenn man Fhnen in’s Geſicht ſchaut, gar niht ſo ſehr häßli<h aus, und Hildebrandt ſagt, Sie hätten ganz wunderſchön Klavier geſpielt 1“
Sie ſchaute ihn, als ſie mit dieſen Worten ihre kurze Strafpredigt ſ{loß, re<t ernſt an und ſchüttelte das reizende Lockenköpfchen.
„Ein armex Kandidat hat nicht die Mittel, fich elegant und modern zu kleiden!“ erwiederte Pe<hmayer, aber un=willfürli< trat ihm das Blut in die Wangen, als er diefe Unwahrheit ſagte; er fühlte ſich beſhämt dur<h den Vorwurf, der ihm ſo rcü>ſichtslos gemacht wurde, da er die Wahrheit deſſelben anerkennen mußte, und da er ihn nicht zurü>weiſen konnte, nahm ex zur Unwahrheit ſeine Zuflucht.
„Das glaube i<h Jhnen niht,“ entgegnete Lieschen, und ſezie na< einer kleinen Pauſe, während welcher ſie ihn feſt, faſt ſtrafend anſah, hinzu, „— das iſt eine Nück= _ ſichtsloſigkeit gegen Papa und Mama und gegen uns Alle. Wüßten Sie es ſelbſt niht beſſer, dann könnte man wohl über Sie lachen, müßte Sie aber bedauern; aber Sie wiſſen, wie abſcheuli<h Sie ausſehen, das haben Sie mir dur< Jhre Worte verrathen, und fommen doch in folchem Aufzuge nah Schloß Oſternau! Wollen Sie etwa in dem abgeſchabten, ſtaubigen, abſcheulichen Frak auh zu Tiſche fommen? Papa zieht ſich ſelbſt jedesmal um, ehe er zur Tafel geht, ex erſcheint niemals im Hausro>e, und er