Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 161

hier bei uns alle Schre>en der Belagerung mit aushalten mußt, und daß er Dix das ſagen wollte.“

Die Jungſrau ſchüttelte ſ{<weigend den Kopf.

„Doch, doh, meine Kleine, weiter iſt es ni<ts. Er wollte Dir vielleicht auh danken, daß Du ihm ſeinen Leibfnappen, den Jakob, ſo gut verbunden und gepflegt haſt.“

„Aber Herr Vater, er hat mir die Hand geküßt.“

„Das iſt ſo höfiſche Sitte, Kind, und will nichts be= deuten.“

„Und ſein Gelübde, Vater, das ihm doch verbietet, mit einer Frau auh nur zu ſprechen.“

Der Alte lachte leiſe.

„Menſch bleibt immer Menſch — und dafür, daß er meiner Tochter die Hand in Ehren geküßt hat, wird ihm Niemand die Abſolution verweigern. Du biſt ein Närr= hen, Kind — bedenke ſ{ließli< au<, daß der Komthux wirklich frank iſt, kränker vielleicht, als wir ahnen, und daß ex infolge deſſen oft beinahe ſeiner Sinne nicht mäch= tig ſcheint. Mit Kranken muß man Mitleid haben. Doch nun genug, i< muß hinaus.“

Schweigend ſah ihm Hadwig nah — hatte ex Recht, der gute Vater?

Draußen traf der Schultheiß auf den Ritter, der bleich und verſtört ausſah und ihm gegenüber gleich über Fieber und Schlafloſigkeit klagte.

Einen Augenbli> ſah ihm Bo>elmann tief in das glühende Auge, als wolle er in ſeinem Inneren leſen, dann ſchüttelte er, wie über ſi ſelbſt ärgerlich, den Kopf

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd. IV. 11