Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 163

follie ihm als Rückhalt dienen. Langſam ſ<li<hen die Stunden dahin, faſt ſchien es, als verzügere die Sonne abſihtlih ihren Lauf.

Endlich ſenfte ſi<h die Dämmerung herab und ver= ſprach eine finſtere, ſternenloſe Nacht. Leiſe, den Spaten neben der Armbruſt auf der Schulter, den Spieß in der Hand, traten die Männer thren gefährlichen Marſch an der Komthux, dex der gebotenen Vorſicht halber über ſeinen hellleu<htenden weißen Mantel eine dunkle Kutte geworſen hatte, ihnen voran. Es vergeht eine Viertelſtunde, in der alle Zurücbleibenden athemlos in die dunkle Ferne hinaushor<hen — dann tönt plögli< ein lauter Anruf, dem ein fünfzigſtimmiger Schlachtruf folgt, herüber, und die feierliche Stille der Nacht wird durch toſenden Kampfes= lärm exfülli. Wird das Werk gelingen? Wird fo viel Muth und Aufopferung nicht vergebens ſein ?

Bocelmann ſteht, von den Seinen umgeben, an dex Pforte in der Paliſſadenumzäunung, duxch die bis vor Kuxr-= zem der Bach ſo fröhli<h und munter dahinſchoß, ſein Ohx lauſcht hinaus in die Ferne, und ſein Geiſt verfolgt in Gedanfen den Gang des Gefechtes, ſein Auge ſchaut in banger Erwartung auf das ſchmale, von dem matten Licht einer Laterne erhellte Thor, durch das nun bald, wenn anders die Unternehuung geglü>t und die Uebermacht der Dänen niht ſ{<nell zu groß geworden iſt, das er= quidende Naß wieder einſtrömen muß; Knechte und Mägde harren mit Zonnen und Fäſſern, die fühle Fluth aufzu= fangen und zu bergen, um in Zukunft vox ihrem Mangel

geſ<hüßt zu ſein.