Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

174 Unter dem ſ{hwarzen Kreuz.

tiger innerer Erregung. Hadwig neigte ſi< zu ihm herab und ordnete ſeine Kiſſen. : : „Wollt Jhx nicht ein andermal weiter erzählen?“ bat ſie. „Es greiſt Euch an, ſchont Eure ſhwachen Kräfte.“

Ex ſchüttelte leiſe das Haupt.

„Laßt nux, Jungfrau, mich drängls, Euch weiter zu berichten, wer weiß, ob ih ſpäter meine Geſchichte no< beenden fönnte. Sie hieß Juliane und war des Grafen v. Torgau einzige Tochter. Stellt Cuch eine Königin vor, wie ſie Eure Phantaſie nux ausmalen kann, und Ihr habt ihr Bild. Groß und majeſtätiſ<h von Geſtalt, ein ſcharfgeſchnittenes Geſicht von dämoniſher Schönheit, ſchwarze wallende Loken, ein Augeupaar von brennender Gluth — das war ſie. Aber in dem ſchönen Weibe wohnte fein Herz, oder wenn ſie's hatte, war's nur von ſinnlicher Leidenſchaft exfüllt und der ſtillen Flamme wahrer Liebe verſchloſſen, ſie glih einer lodernden Gluth, die nicht wärmte und nährte, ſondern nurx verzehrte. Und wunder= bar, vom exſten Tage, da ſie mi ſah, hatte ſie mi<h zum Opfer exkoren, ihr mochte gerade meine Herzensreinheit und Unſchuld ein Opfer ſcheinen, das des Teufels in ihrer Bruſt würdig ſei. Nennt mi<h um meiner Worte willen niht hart, ſagt mix nicht, ih hätte als Mann die Kraſt beſizen müſſen, dem Weibe zu widerſtehen — Jhr habt ſie niht gefannt. Mit Sc<hlangenliſt und Tigertücke wußte ſie mich an ſich zu ziehen, heute lobte ſie meine Geradheit, morgen ſachte ſie über mein bäueriſches Benehmen, jet ſtieß ſie mich mit Ciſesfkälte von ſich, in der nächſten Stunde hatte ſie die heißeſten Liebesworte, bis ih mit Leib und Seele