Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

180 Unter dem {warzen Kreuz,

Gott, der Däne ſinkt — das iſ ja fürchterlich, die vielen Menſchen !“ i

Das junge Mädchen wandte ſih vom Fenſter ab.

„Es iſt zu grauſig, Herr!“

„Jh beſchwdre Euch, Hadwig, laßt mih niht ohne Kunde. Wo bleiben die Schiffe 2“

„Der andere Däne flieht — das kleinere hanſiſhe Schiff ſeht ihm nach — das größere ſcheint landen zu wollen.“

„Das iſt brav! Wie ſteht's vor der Burg?"

Hadwig beugte ſich wieder hinaus.

„Jch ſehe noch keine Veränderung. Ja doh — jest! Die zurü>gebliebenen Haufen ſeben ſi<h in Bewegung, ſie vereinigen ſi< und ſtürmen gegen das Thor, ein rieſiger Mann iſt an ihrer Spie, ex ſchaut ſcheußli<h aus — hört Jhr, wie ſeine Axtſchläge gegen die Balken dröhnen?“

Dex Komthux hatte ſich wie im Fieber erhoben, eine tiefe Nöthe de>te ſeine Wangen.

„Das iſt der Unhold, der Svend Sure, Rache ihm!“

„Mein Gott, das Thor bricht — nein, no< hält es, ſie haben einen zweiten Riegel vorgelegt, aber er ſcheint nux ſchwach zu ſein. Jett landet das Schiff — ih ſehe Gewaffnete an's Ufer ſteigen! Jungfrau Maria, ſteh" uns bei, ſie ſind im Hofe, Herr, das Thor iſt geborſten !“

Aber wie ſich Hadwig jeßt, gleichſam bei dem Ber= wundeten Hilfe ſuchend, umſchaut, iſt das Gemach leer. Eine feine Blutſpur nux bezeichnet den Weg, auf dem der Ritter erſt zur Wand, um ſein Schwert zu ergreifen, ge= eilt war und dann ſchwankend und von Fieberfroſt durch= glüht die Stiege hinab.