Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
200 Neujahrsbräuche.
erſt ſeit 1745. Der Grundſaß des flugen Papſtes Gregor des Großen , daß man die Feſte der Heiden allmäßlig in <riſtlihe verwandeln und in manchen Stü>en nachahmen müſſe, hat au< auf die Gebräuche des <riſtlichen Neujahr2= tages, beziehung8weiſe der Sylveſternacht, feine volle An= wendung gefunden. Bereits zur erſten deutſchen Chriſten= zeit wurde die Sylveſternacht, die lebte Nacht des <riſt= lichen Jahres, dux<wacht mit der Erzählung von Sagen und Märchen, über deren heidniſhen Urſprung die älteſten deutſchen Biſchöfe ſo erzürnt waren, daß ſie — allerdings ohne beſonderen Erfolg — contra garrulationes (gegen das Geſhwäß am Sylveſterabend) eiferten.
Eine Hauptformalität, welche ſi<h von den alten Neu= jahrsfeſten erhalten hat, iſt der Gruß und Glü>äwunſch. Jeder beeilt fi, dem Anderen den Neujahrs=Glü&wunſ< zuerſt zu bringen, als Nachklang der alten Sitte, daß der Begrüßte dem Grüßenden ein Geſchenk machte. Zur Zeit der antiken Welt war es, foweit Nom ſeine Herrſchaft aus= gedehnt hatte, eine beliebte Sitte, als ſogenannte strenae, d. h. Neujahr2geſchenke, den lieben Freunden friſchgrünende Zweige, als ein Zeichen des Umſchwunges im Pflanzenreiche, wie des neu beginnenden jugendlichen Jahres, zugehen zu ſaſſen. Bald aber wurden die Geſchenke werthvoller und foſtbarer. Beſonders brachte man den Magiſtratsperfonen Gratulationen dax, wohl um ſie für das beginnende Jahr zu Freunden anzuwerben. Wenn ein armer Klient ſeinem reichen Patron das Neujahr2geſchenk überbrachte, ſo mußte er demſelben noh eine Silbermünze beifügen, wie es ſeine Mittel exlaubten. Der Senat und die Ritter u. |. w. erz