Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

50 Klippen des Glücks,

eingeladen und ſie gebeten, bei ihm zu leben? Habe ex thr nicht angeboten, ihre Penſion zu erhöhen, damit ſie ſtandesgemäß in Berlin oder ander3wo leben fönne, wenn ſie es verſhmähe, Schloß Oſternau zu ihrem Wohnſiß zu machen? Alle ſeine Anerbietungen ſeien ſ{<nöde zurückgewieſen wor= den. Auf Lieschens Andrängen — ex wiſſe es wohl — habe Frau v. Oſternau ſich geweigert, von ihm eine Wohlthat anzunehmen. So führe er denn ein trauriges, einſames, freudenloſes Leben. Nur eine Reltung gebe es für ihn, nux eine Hoffnung, die, daß endlich Frau v. Oſternau und Eliſe ſich doch bewegen laſſen würden, thren Frieden mit ihm zu ſchließen. Wenn Frau v. Oſternau mit Eliſe nah dem Schloß zurü>kehre, wenn ſie ſih völlig mit ihm aus= ſöhne, dann würde allen bösartigen Gerüchten die Spiße abgebrochen, dann werde aller Welt der Beweis geliefert, daß dieſelben unbegründet ſeien, und deshalb ſei er jevt na< Linau gekommen, um den Einfluß der Verwandten, Wangen!'s und Bertha's, zu ſeinen Gunſten in Anſpruch zu nehmen. Noch beſtehe Eliſens Vorurtheil gegen ihn in vollem Maße fort, das habe er heute ſhon wieder erfahren, “denn Eliſe habe ſich ja geweigert, ihn zu empfangen, ſie halte ſich vor ihm in ihrem Zimmer verborgen, aber irob= dem hoffe ex immer no< auf den Einfluß der lieben Ver= wandten.

Albrecht ſprach ſo eindringlih, er ſchilderte mit fo düſteren Farben ſein trauxiges einſames Leben, ſein Wunſch, Eliſe zu verſöhnen, erſchien ſo aufrichtig, daß der gut= müthige Wangen troß des Vorurtheil2, welches au<h ex gegen den Verwandten beſaß, doch gerührt wurde und ver=