Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

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mert hatte, jeßt aber erſt zur wilden, Alles verzehrenden Flamme emporgelodert wax, erfüllte thn fo ganz und gax, daß ex feine anderen Gedanken mehx hatte, daß er mit fieberhafter Unruhe jedes Wort und jeden Bli Bertha's belauſchte, daß er aus jeder ihrer Aeußerungen neuen Grund für ſeine Eiferſucht ſchöpfte. Die abenteuerlichſten Phantaſien erfüllten ihn. Eine geheime Verbindung zwi= ſchen Bertha und Ernau mußte beſtehen, wenn er nux hätte ergründen können, welche? Gewiß fam Ernau in den nächſten Tagen! Mit peinlicher Ungeduld erwartete Wangen dieſen Beſuch, den ex doch fürchtete. Er verkieß das Haus nur no<, um kurze Spaziergänge in den Garten oder auf das Feld hinaus zu machen, wenn ex das Leßtere that, fagte er dem Bedienten ſtets, nah welcher Richtung ſein Spazier= gang ſich wende, und hinterließ den Befehl, ihn ſofort zurück= zurufen, wenn etwa Herr v. Ernau zum Beſuch eintreffe.

Mit jedem Lage wuchs die fieberhafte Unruhe, welche Wangen peinigte, Bertha und Albrecht hatten faum mehr nöthig, ſie dur<h neue Geſpräche über Herrn v. Ernau zu ſchüren, ſie machte den unglüclichen Eiferſüchtigen halb wahnſinnig, ſie zerrüttete. ihm Körper und Geiſt:

So vergingen langſam die traurigen Tage der Woche, an jedem Tage hatte Wangen gehofft und gefürchtet, der Herx v. Exnau werde einen Beſuch in Linau machen, bei jedem Spaziergang hatte ex erwartet, zurücgerufen zu werden, aber immer wax ſeine Erwartung getäuſcht wor= den. Wenn Herx v. Ernau wirklich in dieſen Tagen viel= leiht in Linau geweſen war, dann hatte er eine heimliche Zuſammenkunft mit Bertha gehabt. Und ſo war es ſichex=