Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

_86 Klippen des Glücks.

Wo abex wax der Beſiber der Cquipage, der Herr v. Ernau? Die Antwort auf dieſe Frage war leicht ge= geben. Crüau hatte ſeine Equipage verlaſſen, dieſe mußte ihn hier, verſte> im Schatten der Bäume erwarten, er ſelbſt hatte den nicht mehr weiten Weg na< Linau zu Fuß zurü>gelegt, er war zu einem mit Bertha verab= redeten Stelldichein geeilt. Das war's ja, was Wangen längſt geahnt hatte! Aber wo hatten ſih die Beiden ge= funden? Jm Herrenhauſe waren ſie niht. Hätte Ernau dort ſeinen Beſu<h machen wollen, dann hätte er nicht nöthig gehabt, für ſeine Equipage ein Verſte> ausfindig zu machen, dann wäre er, wie jeder andere Beſucher, bis zum Linauer Herrenhauſe gefahren! Wo konnten ſie ſein?

Gab es in ganz Linau einen ſtilleren, verborgeneren Ort als die ſchattige Herrenlaube an der äußerſten Grenze des Gartens. Gab es einen Ort, beſſer geeignet für eine verſtohlene Zuſammenkunft? Dort, wo der Garten ‘be= grenzt wird von Feldern, zieht ſich ein breiter Streifen dicht= verwachſenen Gebüſches hin, der jeden Einbli> in den herrſchaftlichen Garten verhindert. Auch vom Hauſe aus iſt dex verſchlungene Weg nicht zu überſehen, der ſi<h dur die hohen Büſche ſchlängelt und der nach der Laube ſührt. Das den ganzen Garten vom Felde abſchließende Gitter Yat eine kleine Thüre, der alte Herr v. Wangen hatte fie einſt einrichten laſſen, um dixekt vom Garten nach dem Felde hinausgehen zu können. Sie iſ ſeit vielen Sahren freilich ſtets verſchloſſen geweſen; aber der Schlüſſel hängt im Vorſaal an dem Schlüſſelbrett. Nichts Leich= teres, als ſi dieſen Schlüſſel zu verſchaffen! Bertha hat