Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

96 : : Unſichtbare Hände.

das leugne ih ni<t! Ex gab au< nie gute Ermahnungen na< Art anderer Onkels; ex ſchrieb einfa<h: „Kommt das no< einmal vox, wirſt Du enterbt!“ — damit baſta! Furcht hatte ih ein wenig, ſ{<hwör's Fhnen zu, Döring, i< war etwas beklommen, daß ex doh Ernſt machen würde, “Gott ſei Dank iſt es nicht der Fall geweſen, obwohl die Art und Weiſe, wie er mich teſtamentariſ<h bedacht hat, einen anderen Menſchen wie mi<h geradezu zum Raſen bringen würde! Doktor Wallerſtein erzählte es mix, ſein Rechtsanwalt. Na, ſprechen wir niht mehr von der Sache! Lieb hatte ih den Alten doh, wenn er auh einige Pro= zente mehr von der Zärtlichkeit, die er ſeinem Töchterlein übertragen, mix hätte widmen können !“

„Das arme Fräulein Lucia! Sie verliert durx< den Vater die leßte Stüße, ſie ſteht nun ganz allein!“

„Ah bah!“ machte Herr v. Hattert, „man darf da niht zu düſter bli>en! Lucia iſt ein hö<ſt energiſche Mädchen, die keine Stüße braucht. Sie wird ſich eines ſchönen Tages verheirathen — ganz nah eigener Wahl und dann iſ ſie aufgehoben! Oder glauben Sie, daß Lucia keinen Gatten finden würde? J< für meine Per= fon müßte allerdings danken — mi fröſtelt, wenn ih in ihre ſchwarzen Augen ſchaue, taufend Andere würden ſich aber um ſie reißen, denn tauſend Andere finden ihren Knabenkopf bildſ<hön und ihr braunes Geſicht intereſſant. Außerdem achtzig= bis hunderttauſend Thaler — nicht Mark, mein liebſter Döring, nein, Thaler — ſind doh auch niht zu verachten! .…. Apropos, Döring, ih halte Sie auf, Sie haben noh Dienſt, nicht wahr?"