Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobeltiß. 95

Döring war exrſchro>en einen Schritt zurückgetreten. „Wie? Zhr Herr Onkel iſ geſtorben, der alte Oberſt? Davon weiß ih ja gar nichts! J< tar drei Tage ver= reist und bin exſt geſtern Abend zurü>gekehrt — daher auh! — O, wie ich das bedaure, es gab feinen lieben3= würdigeren , braveren, ehrlicheren Menſchen, als er war!" Iſt das Begräbniß ſchon vorüber?“

„Es findet heute Nachmittag drei Uhr auf dem Jeru= falemex Kirhhofe ſtatt.“

„Gut, daß ich das erfahre, ih werde niht verſäumen, dem alten Herrn das leßte Geleite zu geben. Der Lrauer= fall berührt mi tief ſ<mexzli<, das kann i< wohl ſagen. Sie haben ihn niht mehr lebend angetroffen ?“

„JG erhielt erſt das Telegramm von ſeinem Lode, machte mi natürlich ſofort auf den Weg, troßdem mix, offen geſtanden, der betxübende Zwiſchenfall einen heiteren Abend zerſtörte. Es follten geſtern drei Füchſe getauft werden.“ E

Der Lieutenant warf einen erſtaunten Bli> auf den Studenten. Dex Ton, in dem dieſer ſprah, wax von einer empdörenden Leichtfertigkeit, ſein lachendes, luſtiges Antlitz zeigte keine Spux ‘von Trauer, niht einmal von Bedauern über den Tod des Mannes, dex ihm verwandt= ſchaftlih ſo nahe geſtanden hatte. Ha>ert mochte wohl bemerken, daß ſein eigenthümli<hes Weſen nicht gerade anz ziehend auf Döring wirkte, ex verſuchte einzulenken.

„Dex Oberſt gehörte zu den beſten Onkels, die man ſich wünſchen konnte,“ ſagte ex. „Er zahlte immer, wenn es niht allzu toll wurde, und ih triebs öfters allzu toll,