Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

102 E Unſichtbare Hände.

geſ<hlagenen Augenlidern und thren ernſten Geſichtern heute faum tviederzuerkennen waren. S

Als Lieutenant Döring in die Trauerhalle eingetreten,

war der Cxrſte, der die Hand auf feinen Arm legte und ihm mit freundlichem Lächeln zuni>te, Herbert v. Hackert. Döring erwiederte den Gruß flüchtig und ſuchte möglichſt raſh ſich dem Studenten zu entziehen; ihm tar, als ver= möge der junge Mann in ihm die Andacht des Augenbli>es zu verſcheuchen. ___ Die Predigt des Garniſonpfarrers währte nux etwa eine Viertelſtunde. Daun traten die ſe<s Garde=Ulanen von Neuem an den Sarg und hoben ihn auf. Die vor dem _Eingange poſtirte Muſik intonirte: „Wie ſie ſo ſanft ruhen“, und dex Trauerzug ſeßte ſi<h na<h dem Grabe zu in Bez wegung.

Jn demſelben Moment, da der Sarg in's Freie ge= {haft wurde, brach Lucia Hackert plößlih zuſammen und ſtürzte auf die Steinſlieſen nieder. Baron Menken war der Nächſte, der ihr zu Hilfe ſprang. Lucia öffnete jedoch no einmal die Augen- und ſchaute den ſich über ſie Nei= genden mit einex gleichzeitigen ſ{<wa<h abwehrenden Bewe= “ gung der Hand fo maßlos entſeßt und fur<htdur<ſchauert an, daß der Baron unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Ju= zwiſchen waren bereits Andere hinzugeeilt. Elimar Waldau wollte verſuchen, den dichten Ring, der ſich um die Geſtürzte gebildet, zu dux<hbre<hen, aber Menken's eiſerne Hand umkxallte ſeinen Arm und hielt ihn feſt. „Laſſen Sie mi!“ feuchte Waldau leiſe, doh Menken hörte niht und drängte den kaum noch Widerſtrebenden zur Pforte hin.