Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobeltiß. 67

Frau Thereſa Dreyfuß, geborene Klappberg, war eine Perſönlichkeit eigener Art. Man ſagte, ſie ſei ehedem die Haushälterin ihres jeßigen Gatten geweſen, als dieſer noh niht das fraftna>ige Haupt dem Joh der Che gebeugt habe, und es mochte wohl etwas Wahres an dieſem 01 dit ſein. Es gab wenig Leute, die ſih entſannen, jemals von ihr in ein anderes Geſpräch, als über die Myſterien des Kochherdes, des Wäſcheſchrankes und der Vorrathsfkammer verwidelt worden zu ſein. Sie war die verkörperte Maz ferie, was ſi<h übrigens au< {hon in ihrem Aeußeren, der ſtattlichen kugelrunden Figur und dem friſchrothen Bollmondgeſicht kundgab. Kunſt, Kunſtintereſſe und Künſt= ler duldete ſie ſtillſ<hweigend in ihrer Umgebung ; nur der Malerei fonnte ſie Geſchma> abgewinnen, wenn dieſe ſh Eßwaaxren als „Stillleben“ zum Vorwurf wählte. Jhr ganzer Verzug war deshalb ein junger Maler, den Elimax Waldau bei ihr eingeführt und der ein ganz beſonderes Talent für das erwähnte Genre an den Tag legte. Der „ſtille Eugen“, ſo hieß dex Betreffende in Collegenkreiſen, während ex fi<h ſonſt Blänkner nannte, verſäumte denn auch nie, ſeiner gutherzigen Protektorin jedesmal, wenn ſich nur ixgendivie eine paſſende Gelegenheit dazu fand, als Zeichen ſeiner Hochachtung und Verehrung ein ſauber gemaltes „Stillleben“, etwa einen Holländer Käſe, der von einer Fliege umſummt wird, oder eine Schale Orangen mit einem Champagnexkel< daneben, al3 Geſchenk zu über= reichen. Daß die proſaiſche Nüchternheit der Kommerzien= räthin niht wie Nachtſroſt auf das muntere Geſellſchaft8= leben in ihrem Hauſe fiel, lag daran, daß ſie, die ihrem