Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobeltiß. i

rigſte. Sorge und Aufregung geſtatteten mir niht, Jhnen früher zu ſchreiben, als jezt in ſpäter Abendſtunde; ſeien Sie niht böſe Jhrex Sie und Frau Gemahlin beſtens grüßenden Lucia vy. Ha>tert-Selchern.“

Eine kleine Bewegung ging durch die Geſellſchaft. Wähsrend man ſi gegenſeitig ſein Bedauern über die anſchei= nend ſchwere Erkrankung des braven Oberſten aus|prach, trat Menken an Waldau heran, der no< immer todtenblaß am Kamine lehnte, und faßte ihn hart am Arm. Das Antliß des Barons war faſt verzerrt, ſein ſonſt ſo glanzloſes Auge leuchtete, ſeine Stimme klang, obwohl er nur flüſterte, rauh und tief.

„Seien Sie nicht weibiſ<h, Waldau,“ ſagte er, „raffen Sie ſi< zuſammen! Es iſt niht nöthig, daß alle Welt in Jhr Hexz ſchauen kann!“

2. Im Krankenzimmer.

Der helle Sonnenſchein des Wintertages vermochte niht mit einem einzigen goldenen Strahle durch die dichten Vor= hänge zu dringen, welche die beiden leßten Fenſter dex erſten Etage eines eleganten Hauſes in der Königgräßerſtraße faſt hermetiſ< abſ<hlo}ſen gegen die Außenwelt. Es war De8= Halb vollkommen dunkel in dieſem Gemache, ſo dunkel, daß man nur ſchwach die Contouren eines großen Bettes und einer daneben ſißenden ſchwarzen Geſtalt exkennen konnte.

„Lux — Liebling! Biſt Du no< da?“ fragte eine ſchwache, leicht zitternde Stimme.

„Gewiß, liebſter Papa, wünſcheſt Du etwas?“ tönte