Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobelti. 81

„Gehorſam, Papa, Gehorſam!“ lächelte Lucia. „Dies= mal bin i< der Herr Oberſt, Du dex Rekrut, der zu pariren gezwungen iſt.“

Sie bettete des Vaters Haupt no<h einmal ſorgfältig in die Kiſſen ein und ſtellte die ſilberne Glo>e fo dicht an den Rand des Nachttiſches, daß der Kranke ſie leiht mit der Hand erreichen konnte, dann verließ ſie das Zimmer. Sie ſchritt den kleinen Korridor hinauf und trat in einen achte>tigen Salon, deſſen hohe Balkonthüren auf die belebte Ringſtraße führten.

Vox den leicht mit Eisblumen überſponnenen Fenſtern ſtand Baron Menken und bemühte ſich, die froſtige Hülle dur< den Hauch ſeines Mundes zum Thauen zu bringen. Ex wendete ſi< {nell um, als ex den leichten Mädchen= ſchritt Lucia?s hinter ſi<h auf dem Teppich hörte, und eilte thx entgegen.

„Es geht beſſer, Fräulein Lucia, niht wahr, es geht beſſer?“ fragte ex in herzlichem Lone und ſuchte dabei die Hand des Mädchens zu ergreifen, die thm dieſes aber dux< eine raſche, niht auffallende Bewegung entzog. „S< bin voll Ungeduld und Unruhe, geben Sie mix Ge= wißheit : die Kriſis iſt vorüber?“

Lucia nite. „Gott ſei gelobt, ja! Jh hoffe zuver=

ſichtlich, daß die Beſſexung anhalten und bald wieder

völlige Geſundung eintreten wird. Papa hat einige Stun= den ruhig geſhlummert und iſt jezt leidlich erfriſcht. Er iſt bereit, Sie zu ſprechen, aber, Herr v. Menken, nicht wahr, Sie halten ſi< nicht allzu lange bei ihm auf? Seien Sie mix niht böſe —“

Bibliothek. Jahrg. 1884, Bd, YI. 6