Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobeltiß. 89 „Haſt Du vergeſſen, Karl, daß i<h no< da bin, der Deinex Tochter, wenn auh niemals den Vater erſehen, fo doch immer dex treueſte, wohlmeinendſte Freund fein wird?“ ſagte er leife und beinahe ſtoŒend. „Schenkſt Du mir wixE li ſo wenig Vertrauen — glaubſt Du noh immex nicht

daran, daß ih die Sünden der Vergangenheit gebüßt 2

Habe ?“

Dex Oberſt legte ſeine eiskalte Hand auf die Menken’s.

„Wir haben zuſammen im Pulverdampfe geſtanden und haben dem Tode ſo manches Mal gemeinſam in's Antliß geſchaut — die Tage von Weißenburg bis Vionville waren die Blutzeugen unſerer Freundſchaft! Jn jenen Zeiten voll Sturm und Drang habe ih erkennen gelernt, daß Du die bravſte, re<htli<ſte Seele von der Welt, der treueſte Kamerad, der beſte Menſch, und ſelbſt Deine eigenen offen= herzigen Anklagen nah den Ereigniſſen von Saint-Estain haben nie und nimmer dieſe Meinung in mix erſchüttern fönnen. JH achte und ehre Dich, Ottokar, würde ih Dix ſonſt fo rü>haltlos vertraut haben, wie es geſchehen iſt?“

Dex Baxon neigte den Kopf noh tiefer zux Bruſt hinab, ex athmete ſ{<wex und ſtoßweiſe kamen die Worte von ſeinen Lippen.

„I< danfe Dir, Karl — o, Du glaubſt gar niht, wie Deine Freundſchaft mix Troſt ſpendet, wie ſie mir neuen Leben3muth, neue Hoffnung gibt! Ja — Hoffnung und Leben8muth, was foll i<’s länger verbergen — denn, Karl, ih habe faſt verzweifelt an mix und wax nahe daran, für immex zu ſcheiden aus dieſer lügenhaften, morſchen, jammervoſlen Welt! — Höre mi<h an — vielleicht iſt es