Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

90 Unſichtbare Hände.

grauſam, Dir jezt, da Du auf dem Krankenlager ruhſt, mit Vermuthungen und Befürchtungen und mit flehenili<h heißen Bitten zu kommen — aber au< Du biſt einer von denen, die beſtimmt ſind, dur ihren Urtheilsſpru<h mi zu fällen, oder —“ ex brah ab — „doh höre!“

Und Menken ſebte ſich ſo, daß ſein ſeltſam verändertes Antliß voll vom Tageslicht beſchienen wurde, und daß der Oberſt ihm offen in’s Auge bli>en konnte. Dann begann ex zu erzählen. —

Lucia war in einem der vorderen Gemächer mit einer “ häuslichen Arbeit beſchäftigt, als ſie plößlich emporſ<rat. Es tvar ihr, als ſei ein gedämpfter Schrei an ihr Ohr geklungen, der nur aus dem Krankenzimmer kommen konnte. Sm nächſten Moment ſchon ſchallte ſ{rill und ſcharf der Ton der kleinen Glo>e zu ihr herüber, eine Thüre wurde haſtig aufgeriſſen, die Stimme Baron Menken'3 Lief na< Auguſt, dem Diener.

Leichenblaß, das Herz geſchwellt in unendlicher Angſt, ſtürzte Lucia dur< die Gemächer, den Korridor hinab nach dem Kabinet, in welchem ihr Vater ruhte. Ein Vlit ſagte ihr Alles — mit einem Auſſchrei brach ſie vor dem Bett des Kranken zuſammen, der blutüberſtrömt, rothen Giſcht auf den Lippen und nux noh leiſe feuchend in den Kiſſen lag.

Auf der anderen Seite des Bettes ſtand Menken, zu= ſanmengeſunken wie ein mitder Greis, und hatte beide Hände krampfhaft gefaltet auf die Bruſt gedrükt.