Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. 15

glaube, auh den beſten Willen, mich glüclih zu machen. Daß es ihr no niht vollkommen gelungen iſt, darf ih ihrer Jugend, ihrem ſanguiniſhen Lemperament, einer verzogenen Kindheit anre<hnen. Fern ſei es von mir, fie deëhalb in Deinen Augen herabzuſezen; Du wirſt mich verſtehen, wenn ih Dix ſage, daß Jrma von der Natur Alles empfangen hat, einen Mann zu beſeligen, daß aber dieſe ſchönen Anlagen von verſtändiger Hand gepflegt ſein wollen. Wäre ſie weniger Kind in ihren Leben83anſchau= ungen, würden meine Ermahnungen, denen ih gefliſſentlich hie und da ſcherzhaften Spott beimiſche, bereits mehr ge= fruchtet haben. Jhr Wahlſpruch iſt vorläufig no<h: „Him= melho<h jauc<zend, zum Tode betrübt“ — alſo direkt das Gegentheil von dem, was mir Bedürfniß iſt. Würde, gleichbleibende Ruhe und verſtändiges Fügen in unver= meidliche Dinge. Jh will zugeben, daß meine Verſeßung in dieſes vorſintfluthliche Sittlingen auch mix zuerſt Schau= der einflößte — im Uebrigen bildet mein Aufenthalt hier nur ein furzes Uebergangsſtadium zu einex ſehr viel an= genehmeren Stellung — aber ih nahm ſie zuleßt wie einen Probierſtein unſerer Lebensweisheit niht ungern hin. Von mir darf ih behaupten, daß es ſelbſt der abſhre>endſten KFleinſtädterei nicht gelungen iſt, meine Faſſung zu erſchüt= tern; aber Jrma, aber Jrma! Jn der Großſtadt würden ihre Schwächen vielleicht niemals an's Licht getreten ſein, hier zeigen ſie fi greller, als i< je geglaubt. Das arme Kind ſtößt wie ein Vögelein ihr hübſches Köpfchen muthwillig an jedem Balken der Krähwinkelei, und ih fühle troß ihres Schweigens deutlich heraus, daß ſie mix meiner